Goldilocks Ausgabe 03 | Page 9

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Fit in Finanzen



Die Liechtensteiner Bank Frick versucht eine modische Zeitenwende einzuläuten – doch Turnschuhe alleine machen aus einem konservativen Unternehmen noch keine agile Organisation.



Was ist neu



Die Liechtensteiner Bank Frick lockert ihre Bekleidungsvorschriften.

Zum 20-jährigen Firmenjubiläum bekamen alle Mitarbeiter Turnschuhe in Unternehmensfarben. Das Geschenk ist mehr als eine Wertschätzung, es symbolisiert eine drastische Lockerung der Kleiderordnung in der Bank.

Künftig können die Frick-Bänker nicht nur in diesen (oder anderen) Turnschuhen zur Arbeit erscheinen. Auch die Krawattenpflicht ist im Zuge der Reform gefallen. Es bleibt künftig den Angestellten überlassen, ob sie im klassischen Anzug erscheinen oder im gehobenen Freizeit-Outfit mit Jeans und Poloshirt. Hauptsache gepflegt, gibt eine Sprecherin zu verstehen.

Von der Lockerung verspricht sich das Geldinstitut mehr Möglichkeiten, auf Augenhöhe mit der Kundschaft zu agieren. Viele der Geschäftskontakte des Unternehmens seien jung und kämen aus den Bereichen Fintech oder Blockchain, in denen ein legerer Kleidungsstil bereits etabliert sei.

Was das bedeutet



Die klassische Kleiderordnung einer Bank soll das Vertrauen der Kunden in ein Institut stärken. Und nach innen sorgen derartige Vorschriften für Uniformität, Zugehörigkeit und Hierarchie: Alle passen sich einander in der Wahl ihrer Kleidung oder ihrer Frisur aneinander an. Doch eingestickte Initialen im Oberhemd und der maßgeschneiderte Anzug sind dann eben für die Azubis doch nicht im Budget. Durch die Kleiderordnung lässt sich also blitzschnell erkennen, ob jemand dazu gehört oder nicht.

Moderne, agile Organisationen kommen nicht nur mit entscheidend weniger Uniformität, Zugehörigkeit und Hierarchie aus. Gerade das Zurückfahren dieser Werte schafft interne Beweglichkeit und damit eine schnellere Anpassungsfähigkeit am Markt durch neue Produkte, Vertriebswege und Kooperationen.

Aber: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Mit der Abschaffung einer Krawatte und Einführung von Turnschuhen wird ein konservatives Team noch lange nicht agil. Ein agiles Team in Anzug, Krawatte und Kostüm hingegen ist nicht vorstellbar. Und so ist die Revolution, wahlweise die Reform, der hauseigen Kleiderordnung dann doch ein Baustein zur Zukunftssicherung des eigenen Kreditinstituts.

Autoren: Clas Beese, Co-Founder von finletter und Martin Pieck, Freier Journalist