Goldilocks Ausgabe 04 | Page 8

Interview


Marc-Alexander Christ


SumUp Co-Founder



Interview: Martin Pieck

Goldilocks: Wie schwierig erleben sie die (bargeldliebenden?) deutschen Kunden für Ihr Modell im Vergleich zu anderen Ländern?

Marc-Alexander Christ: Sicherlich ist Deutschland nicht der Trendsetter beim Thema Kartenzahlungen, vergleicht man vor allem mit den Schweden, die planen im Jahr 2023 komplett bargeldlos zu leben. Aber wir sehen sehr positive Fortschritte. Seit einigen Jahren erlebt die Kartenzahlung in Deutschland immer größere Akzeptanz. Viele Menschen zahlen sogar täglich mit ihrer EC- oder Kreditkarte und das liegt auch daran, dass die Technik einfacher zu bedienen ist. SumUp wird vor allem von Klein- und Mittelständischen Unternehmen genutzt, um ihren Umsatz durch Kartenzahlungen zu steigern. Wir möchten das Leben für unsere Händler einfacher gestalten und dazu gehört eben auch, dass Kartenzahlung so bequem und günstig wie möglich ist. Viele Kunden zahlen gern auch kleine Beträge mit Karte. Hier muss der Bezahlvorgang schnell und unkompliziert abgewickelt werden, damit ein positives Kauferlebnis entsteht.

Goldilocks: Wenn der POS durch Sie möglichst mobil werden soll – wo hat er dann
künftig noch Bestand?


Marc-Alexander Christ: Wir vertreten bei SumUp das Motto: Kartenzahlung leicht gemacht. Das bedeutet: nicht mehr der Kunde kommt zur Kasse, sondern die Kasse kommt zum Kunden. Damit wird der POS in Zukunft deutlich flexibler für jeden Dienstleister oder Händler. Unsere Kunden verwenden SumUp nicht nur innerhalb von Geschäftsräumen, sondern auch draußen auf Flohmärkten, Messen, Events oder im Taxi. Wir sprechen hier von dem sogenannten mobilen Point of Sales. Um eine mobile Kartenzahlung durchzuführen, wird lediglich ein SumUp Kartenterminal benötigt. Unser neuestes Modell, das SumUp 3G Terminal, verbindet sich dank der eingebauten SIM-Karte automatisch mit dem 3G-Mobilfunknetzwerk. Es ist kein WLAN oder Smartphone erforderlich. Bargeldlose Zahlungen sind somit von überall auf der Welt möglich.

Goldilocks: Ihr Angebot ist dabei ja scheinbar eben deswegen so beliebt, weil alte Lösungen unflexibel und sperrig sind. Wieso lassen sich die alten Anbieter so leicht die Butter vom Brot nehmen? Hat man sich da zu sicher gefühlt? Fehlte Bewusstsein, Expertise oder Interesse?

Marc-Alexander Christ: Die traditionellen Anbieter haben sich in der Vergangenheit stets auf größere Händler und Unternehmen konzentriert und nicht die Notwendigkeit gesehen, kostengünstige Lösungen für KMUs zu schaffen. Eigentlich sollten zehn Prozent aller Bevölkerungsgruppen Kartenzahlungen akzeptieren, aber in Wirklichkeit sind es gerade einmal ein Prozent. Diese Lücke wird durch die traditionellen Anbieter mit Ihren langen Vertragslaufzeiten, hohen Anschaffungskosten und Mieten geschaffen.

Wir, bei SumUp, bieten unseren Kunden eine einfache und kostengünstige Lösung an, Kartenzahlung zu akzeptieren und direkt loszulegen. Die Registrierung erfolgt in fünf Minuten komplett online und ohne den ganzen Papierkram. Der Kartenleser kommt innerhalb von ein bis zwei Werktagen per Post. Unser Kartenleser ist extra einfach in der Nutzung – nicht nur bei der Einrichtung, sondern auch im laufenden Betrieb des Gerätes.

Goldilocks: Sie denken Ihr Produkt offenbar aus Kundensicht und haben so in deren
Alltag einiges erleichtert. Ist nun alles perfekt oder gibt es weitere
Schrauben, an denen Sie drehen wollen?

Marc-Alexander Christ: Wir stehen in sehr engem Kontakt zu unseren Kunden auf der ganzen Welt und arbeiten stets daran, unsere Produkte noch besser auf ihre Bedürfnisse abzustimmen. Wir lernen jeden Tag von unseren Händlern und profitieren von ihren Erfahrungen mit SumUp. Die Entwicklung unseres neuen Kartenlesers 3G resultiert zum Beispiel aus dem Feedback der über eine Million SumUp-Nutzer weltweit. Besonders für mobile Geschäftsmodelle wie Handwerksbetriebe, Lieferservices oder auch Restaurants, die am Tisch abkassieren, stellt ein Kartenleser, der kein zusätzliches Smartphone benötigt, einen hohen Mehrwert dar. Der Markteinführung ging eine zweimonatige Testphase in Europa mit mehr als 1.000 Händlern voraus.

Goldilocks: Wie entwickelt sich ihr Geschäft in Deutschland und wo stehen Sie in
drei Jahren?

Marc-Alexander Christ: Deutschland gehört zu unseren wichtigsten Märkten weltweit. SumUp ist in den letzten Jahren in Deutschland und den anderen 30 Märkten, sehr stark gewachsen. Letztes Jahr haben wir unseren Umsatz um 97 Prozent gesteigert. Wir haben nicht die Absicht, unser Wachstum zu verlangsamen. Aktuell planen wir weitere Expansionen, schauen auf neue Märkte und auf die Entwicklung unseres Produktportfolios. SumUp wird seine Position als Marktführer in den bestehenden Märkten, einschließlich der DACH-Region, weiter stärken. Unsere oberste Priorität ist es aber, unseren Kunden weiterhin einen erstklassigen Service zu bieten.

Goldilocks: Ihr Paket soll dann auch Funktionen beinhalten, wie internationalem
Versand, Kunden-Chat, Rechnungsstellung und Zahlungen. Gibt es hier weitere Partner, die das umsetzen?

Marc-Alexander Christ: Unsere weltweit über eine Million SumUp-Nutzer haben nun Zugang zu Shoplo und können damit nach dem Baukastensystem ihre Produkte nicht nur auf der eigenen Website, sondern auch auf verschiedensten Marktplätzen anbieten. Dazu gehören natürlich auch Funktionen wie Versandmöglichkeiten, Rechnungslegung und Kunden-Support. Aktuell sind keine weiteren Partner für eine ähnliche Umsetzung geplant.

Goldilocks: Wenn Sie schon „zahlungsfremde“ Bestandteile mitdenken: Denken Sie hier auch innovativ, vielleicht mit Drohnenlieferung oder KI-Chatbots?

Marc-Alexander Christ: Wir suchen ständig nach Innovationen, die uns dabei helfen könnten, unsere Händlern auf der ganzen Welt voranzutreiben. Chatbots sind ein wichtiges Thema für uns, das wir aktuell in einigen Märkten testen. Drohnen stehen noch nicht auf unserer Agenda, aber man weiß ja nie, was die Zukunft bringt.

Goldilocks: Ihre Erweiterungen scheinen ambitioniert, die angebotenen Leistungen recht umfangreich. Arbeiten Sie künftig Hand in Hand mit Amazon oder in Konkurrenz zu den Plattformen?

Marc-Alexander Christ: SumUp sieht sich nicht als Konkurrenz von Amazon oder anderen Online-Markthändlern. Im Gegenteil: Sie können einen SumUp-Kartenleser auch auf Amazon erwerben und mit der Akquisition von Shoplo bieten wir unseren Händlern Zugang zu verschiedenen Online-Marktplätzen, dort ihre Produkte zu verkaufen und letztlich damit ihr Geschäft auszubauen.