Goldilocks Ausgabe 04 | Page 11

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Tesla setzt auf Online-Vertrieb


Der Elektroauto-Produzent reduziert sein Filialnetz – wegen möglicher Einsparungen, aber auch aus Überzeugung.



Was ist neu



Tesla hat angekündigt, eine signifikante Anzahl seiner Ladengeschäfte in den Vereinigten Staaten dicht zu machen und sich weltweit auf Online-Vertrieb zu konzentrieren.

Im Februar stellte das Unternehmen die Pläne vor; zunächst war sogar von „fast allen“ Filialen die Rede. Seither ist Tesla allerdings zurückgerudert.

Gründer und Chairman Elon Musk begründet die Entscheidung mit der Tatsache, dass anders der Preis des kommenden Tesla-Modells nicht möglich sei. Der Tesla 3s wird mit 35.000 US-Dollar der bisher günstigste Wagen der Firma. Außerdem, so Musk, sei es 2019 und die „Leute wollen online einkaufen“. Tesla rühmt sich, dass man in den USA bereits binnen einer Minute eines der Modelle per Smartphone kaufen könne, und will dies zu seinem Standard weltweit machen.

Was das bedeutet



Tesla zufolge erfolgt schon jetzt ein Großteil der Verkäufe online. Angesichts dieser Tatsache ist es ökonomisch sinnvoll, wenn das Unternehmen sich das teure Netz für Offline-Sales nicht mehr leisten kann und/oder möchte. Zumal: Laut Elon Musk kaufen die meisten Menschen einen Tesla, ohne eine Probefahrt gemacht zu haben.

Falls Tesla auf die Kunden, die noch eine Testfahrt machen wollen, nicht verzichten möchte, findet sich auch bei einem Online-Only-Modell in der Theorie ein Weg: zum Beispiel eine Flotte für Probefahrten, aus der bei Bedarf ein Fahrzeug direkt zum Kunden gebracht wird. Die Versicherungswirtschaft schickt ja auch ihre Vertreter direkt zum Kunden ins Wohnzimmer. Was antiquiert wirkt, könnte für die Banken und Sparkassen, die in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten immer mehr Filialen schließen müssen, zukunftsträchtig sein. Die Botschaft: Ja, macht Filialen zu, wenn es ökonomisch unsinnig ist, sie zu halten. Baut stattdessen Produkte, die möglichst alleine funktionieren und die begehrt wie ein Tesla sind. Und wenn die Kunden doch noch ein persönliches Gespräch wünschen, dann lasst sie nicht zu euch kommen, sondern geht zu ihnen.

Autoren: Clas Beese, Co-Founder von finletterCarolin Neumann, Co-Founder von finletter