Geschichtendock 2020 ePub_Folge_11 | Page 9

«Piratentee aus China mit Rauchgeschmack» steht auf der Büchse, die ich aus dem Gestell nehme. «Drei Minuten und zwanzig Sekunden ziehen lassen.» «Schulbubis.» Coco flattert mit den Flügeln. «Bücherwürmer.» «Halt die Klappe», brummt Murat und rührt im Tee. «Nachdenken», hat Andres vorhin gesagt. «Macht, was ihr könnt.» «Leseaffen!», krächzt Coco. «Was können wir gut?», frage ich Murat, als der Tee fertig ist. «Bleistifte kauen», krächzt der Papagei, «Buchstaben lutschen.» «Tee kochen», sagt mein Freund. «Und natürlich in die Schule gehen, werken, turnen, rechnen, lesen und schreiben.» «Lesen, Bücher verschlingen. Gut!» Coco nickt. Genau das ist es. Vorhin im Zug las ich etwas im Buch. Das könnte uns helfen. Zusammen tragen wir den Topf hinauf an Deck und verteilen den Tee an die Mannschaft. «Zeit für etwas Spass.» Der Pirat mit der Augenklappe knüpft zwei Seile zusammen. «Wir könnten die Beiden am Mast aufhängen.» «An den Füssen!», schreit einer. Murat schaut sich um. Doch einen Fluchtweg gibt es hier nicht. «Einen Moment, Männer.» Ich hole das Buch heraus. «Darf ich euch zuerst etwas vorlesen?» «Eine Geschichte?» Ein Matrose mit Holzbein setzt sich auf das Geländer. «Da bin ich aber gespannt.» «Eigentlich sind die Piraten nette Menschen wie du und ich», lese ich. «Sie machen gerne Spiele, lesen, schreiben Briefe an ihre Mütter und kümmern sich um Alte und Kranke. Sie glauben aber, dass sie lügen, fluchen, saufen, herumspucken und zum Fürchten aussehen müssen, weil sie sonst in keinem Buch vorkommen.» Eine Weile schweigen die Männer um uns herum. «Wir haben leider grosse Konkurrenz», sagt der Steuermann. «In vielen Büchern geht es um