Kati
Wir gehen durch die Wohnung von Frau Hugentobler und schauen in alle
Räume. Keine Spur der Jungs zu sehen. Auch draussen vor dem Haus sind
sie nicht zu finden.
«Das hättet ihr wissen müssen. Ihr kennt doch Sven und Murat.» Zora
kickt wütend gegen einen Stuhl. «Schnell mit Mama telefonieren. Und
schon sind sie weg.»
«Die Jungs sind in Ordnung», nehme ich sie in Schutz. «Meistens
jedenfalls. Aber Schwarz hat ihnen den Kopf verdreht mit dem neuen
Fahrrad, das sie bekommen, wenn sie ihm das Buch nach Romanshorn
bringen.»
«Das müssen wir verhindern.» Zora geht zur Tür. «Kommt!»
«Halt.» Frau Hugentobler hebt drohend die Bratschaufel. «Erst wird
gegessen. Ich habe für alle gekocht.»
«Setzen!», befiehlt Begovic und streicht sich über den Bauch. «Mit leerem
Magen kann man nicht denken.»
«Essen und Trinken, das vergisst du nie», neckt Zora den Polizisten, der
ausserhalb seines Buches ganz friedlich ist und keine Lust mehr verspürt,
uns alle ins Gefängnis zu stecken.
Carla und ich decken den Tisch, Zora und Begovic lassen sich von Frau
Hugentobler erklären, wie eine richtige Schweizer Rösti gebrutzelt wird.
Sven
Der Zug fährt durch das Thurtal in Richtung Weinfelden. Ich nehme das
Buch heraus und beginne zu lesen. Weit komme ich nicht, denn gerade
kommt ein Bahnbeamter in unseren Wagen. Eine ungemütliche Situation
für zwei Jungs ohne gültige Fahrkarten.
«Ich habe gelesen», sagt Murat, «dass die Zugbegleiter wegen dieser
Krankheit keine Kontrollen machen.»
«Hoffentlich.» Ich stecke das Buch wieder unter mein Hemd und
beobachte möglichst unauffällig, wie der Mann mit der Gesichtsmaske