Geschichtendock 2020 ePub_Folge_02 | Page 3

«Das weisst du doch ganz genau», höre ich eine Stimme, die von nirgendwo und überall zu kommen scheint. Die Stimme hat recht. Bei mir ist die Neugier stärker als die Pflichterfüllung. Immer. Und so öffne ich das Buch. Es scheint, als ob ein Windstoss durch den Keller fegen würde, an meinen Haaren zerrt und alten Staub herumwirbelt. «Ich hoffe, du weisst was du tust.» Ich drehe mich um. Auf einem Regal an der Wand sitzt ein Mädchen mit roten Haaren. Ihre geflickten Kleider sind schmutzig. «Das ist ganz schön gefährlich.» «Was soll an einem alten Buch schon gefährlich sein?», frage ich sie. «Woher kommst du überhaupt, und was machst du in meinem Keller?» «Das sind etwas viele Fragen auf einmal, Kati Gruber.» Das Mädchen lacht und schüttelt die rote Mähne. «Woher kennst du meinen Namen?» «Du hast das Buch geöffnet und das ist dein Haus. Und jetzt wirst du mich nicht mehr los.» Bevor ich sagen kann, dass dies eine sehr komische Erklärung ist, höre ich Schritte auf der Treppe. «Kati, Kati, du musst ...» Mägi kommt in den Keller. Nicht mal hier unten hat man seine Ruhe. «Was ist?», frage ich, lege das Buch in die Kiste und mache der Rothaarigen ein Zeichen, dass sie still sein soll. Dann gehe ich zum Eingang des Kellers. «Ich habe zwei Aufgaben, die ich noch lösen muss», sagt meine Schwester ausser Atem. «Na dann mach einfach vorwärts. Ich habe auch zu tun.» «Aber du bist schon viel weiter als ich.» «Weil ich nicht die ganze Zeit mit meinen Freundinnen herumchatte, Schwesterherz.»