«Gerne.» Murat lehnt das Bike an den Zaun.
Sie geht ins Haus und kommt nach kurzer Zeit mit einem Tablett zurück.
Auf einen Gartentisch stellt sie Gläser und einen Teller mit zwei
Käsebrötchen.
«Entschuldigt, unser Miststock riecht etwas stark.»
Murat schaut mich an. Er kann sich das Lachen gerade noch verkneifen.
«Wohin fahrt ihr?»
«Über den Hügel. Am Abend wollen wir zurück in Kreuzlingen sein»,
sage ich möglichst unbestimmt.
«Warum heisst ihr Bauernhof ‘Kronenhof’?» Murat deutet auf ein Schild
an der Hauswand.
«Eine alte Geschichte», sagt die Frau, «eine meiner Vorfahren arbeitete
als Magd auf dem Arenenberg. Man erzählte sich, dass Napoleon mit
einigen Damen in der Gegend das Bett geteilt habe, aber das sind wohl
alte Geschichten.»
Die Frau schenkt uns Most nach.
«Wir haben aber von Leuten gehört, die behaupten, von Napoleon
direkt abzustammen.» Monika ist genauso ein Fall.
«Wer weiss? Weil diese Magd ein Kind bekam, aber keinen Mann hatte,
glaubte man später, dass Napoleon der Vater des Kindes gewesen sein
könnte. Darum nannten alle unseren Hof ‘Kronenhof’, nach der
Geschichte mit dem Kaiser. Ein Grossonkel zeichnete einmal einen
Stammbaum, der beweisen sollte, dass wir edles Blut in unseren Adern
haben. Wir lachen noch heute darüber.»
Wenig später sind wir wieder unterwegs.
«Weisst du, was ich glaube?»
«Kann ich Gedanken lesen, Alter?» Murat weicht einer Wurzel aus.
«Der Stammbaum bei den Menzingers stammt auch von so einem
Witzbold. Und um die Sache glaubhaft zu machen, liess er einen Ring
gravieren. Monika glaubte wirklich, dass sie eine Prinzessin sei, das
machte sie zu einem leichten Opfer der Betrüger.»