Geschichtendock 2018 ePub_Langversion_11 | Page 17

Die Türe lassen sie offen. Einige Minuten später höre ich den Motor des Lieferwagens, der sich langsam entfernt. Wie lange dauert es, bis ich gefunden werde? Verirren sich überhaupt Spaziergänger hierher, oder werde ich in diesem Loch jämmerlich verdursten und verhungern? Langsam vergeht die Zeit. Wie spät ist es? Warum kommt niemand? Wie soll ich die Leute im Schloss vor dem falschen Minister warnen, wenn ich hier auf meinem Stuhl klebe? Mehrmals vibriert das Handy in meiner Socke, doch da komme ich nicht ran. Sven «Wohin fahren wir?», fragt Murat, als wir den Wald erreicht haben. «Nach Mannenbach-Salenstein ins Napoleonschloss.» Ich erzähle ihm von den Nachrichten, die Kati geschickt hatte und vom Chat auf dem Laptop in Monikas Zimmer. «Sie glaubt, dass sie direkt vom Kaiser abstammt und will nun mit den beiden Franzosen ins Schloss, um einen Teil der Kunstschätze als Erbe zu bekommen.» «Die lässt sich ganz schön übertölpeln, Alter.» «Genauso wie ein gewisser Murat», erinnere ich ihn. «Und wie eine Frau Solberg», gibt er zurück. Als wir einen Wagen hinter uns hören, biegen wir in einen schmalen Waldweg ein, der steil aufwärtsführt. Ausser Atem kommen wir auf dem Hügel an. Niemand ist zu sehen. Damit wir Menzinger auch weiterhin nicht antreffen, wechseln wir der Weiterfahrt über den Seerücken immer mal wieder die Richtung. Nach einigen Stunden Fahrt sehen wir unter uns den Untersee mit der Insel Reichenau. Bei einem Bauernhof halten wir an. Eine Frau mit einem kleinen Kind steht bei der Tür. «Können wir hier Wasser trinken?», frage ich. «Wollt ihr ein Glas Most?», gibt die Bauersfrau zurück.