Die Türe lassen sie offen. Einige Minuten später höre ich den Motor des
Lieferwagens, der sich langsam entfernt.
Wie lange dauert es, bis ich gefunden werde? Verirren sich überhaupt
Spaziergänger hierher, oder werde ich in diesem Loch jämmerlich
verdursten und verhungern?
Langsam vergeht die Zeit. Wie spät ist es? Warum kommt niemand? Wie
soll ich die Leute im Schloss vor dem falschen Minister warnen, wenn
ich hier auf meinem Stuhl klebe? Mehrmals vibriert das Handy in meiner
Socke, doch da komme ich nicht ran.
Sven
«Wohin fahren wir?», fragt Murat, als wir den Wald erreicht haben.
«Nach Mannenbach-Salenstein ins Napoleonschloss.» Ich erzähle ihm
von den Nachrichten, die Kati geschickt hatte und vom Chat auf dem
Laptop in Monikas Zimmer.
«Sie glaubt, dass sie direkt vom Kaiser abstammt und will nun mit den
beiden Franzosen ins Schloss, um einen Teil der Kunstschätze als Erbe
zu bekommen.»
«Die lässt sich ganz schön übertölpeln, Alter.»
«Genauso wie ein gewisser Murat», erinnere ich ihn.
«Und wie eine Frau Solberg», gibt er zurück.
Als wir einen Wagen hinter uns hören, biegen wir in einen schmalen
Waldweg ein, der steil aufwärtsführt. Ausser Atem kommen wir auf
dem Hügel an. Niemand ist zu sehen. Damit wir Menzinger auch
weiterhin nicht antreffen, wechseln wir der Weiterfahrt über den
Seerücken immer mal wieder die Richtung.
Nach einigen Stunden Fahrt sehen wir unter uns den Untersee mit der
Insel Reichenau. Bei einem Bauernhof halten wir an. Eine Frau mit einem
kleinen Kind steht bei der Tür.
«Können wir hier Wasser trinken?», frage ich.
«Wollt ihr ein Glas Most?», gibt die Bauersfrau zurück.