Geschichtendock 2018 ePub_Langversion_11 | Page 10

Hans Jürgen fährt los, ich halte die Kisten fest. Nach wenigen Minuten hält er auch schon beim Bahnhof an. «Warte einen Moment.» Er steigt aus, ich sehe, wie er einen anderen Mann trifft, ihm den Autoschlüssel aushändigt und dafür eine Hunderternote bekommt. Dann ist Hans Jürgen auch schon weg. «Bonjour, Cati.» Der andere Mann, der nun zu mir in den Lieferwagen steigt, ist dieser Maurice, den Sven fotografiert hatte. «Ça va?» «Oui, très bien.» Ich lasse mir nicht anmerken, dass ich weiss, wer er ist. «On y va?» Ohne meine Antwort abzuwarten, fährt er los. Ich könnte schreien und versuchen zu fliehen. Dann würde ich aber nie erfahren, was der Betrüger vorhat. Ich bin gut geschützt durch die Kisten. So fällt es nicht auf, dass ich Franca immer wieder meine Position durchgebe. Sicher ist sicher. «Ich sitze im Wagen von Maurice, er bringt mich zum Versteck. Vielleicht treffe ich dort auch die entführte Monika. Am Nachmittag bin ich wieder auf dem Arenenberg», schreibe ich Sven. «Wir können uns dort treffen. Heute besucht ein französischer Minister das Schloss.» Maurice vorne am Steuer ist gut gelaunt. Die ganze Zeit über pfeift er eine lustige Melodie. Er scheint ein fröhlicher Mensch zu sein. Gefährlich ist der sicher nicht. Weil ich zwischen den Kisten hocke, sehe ich nicht viel. Nur kleine Ausschnitte der Landschaft. Blühende Obstbäume. Den See. Einmal ein Ortsschild. Steckborn. Später ein Bahnübergang, ein grosser Coop. Endlich halten wir an. Nochmals die Position, dann verschwindet mein Handy in der Socke. Maurice nimmt eine Tasche, steigt aus und öffnet die Hecktür für mich. «Viens.» Der Lieferwagen parkt am Ende eines Feldweges. Neben uns führen Schienen ins Nichts. Darauf stehen alte Personenwaggons voller Sprayereien. Menschen sind keine zu sehen. Wir gehen bis zu einem Schuppen am Ende dieser nutzlosen Züge. «Nous sommes arrivés. Il y a une surprise pour toi.»