Hans Jürgen fährt los, ich halte die Kisten fest. Nach wenigen Minuten
hält er auch schon beim Bahnhof an. «Warte einen Moment.»
Er steigt aus, ich sehe, wie er einen anderen Mann trifft, ihm den
Autoschlüssel aushändigt und dafür eine Hunderternote bekommt.
Dann ist Hans Jürgen auch schon weg.
«Bonjour, Cati.» Der andere Mann, der nun zu mir in den Lieferwagen
steigt, ist dieser Maurice, den Sven fotografiert hatte. «Ça va?»
«Oui, très bien.» Ich lasse mir nicht anmerken, dass ich weiss, wer er ist.
«On y va?» Ohne meine Antwort abzuwarten, fährt er los.
Ich könnte schreien und versuchen zu fliehen. Dann würde ich aber nie
erfahren, was der Betrüger vorhat. Ich bin gut geschützt durch die
Kisten. So fällt es nicht auf, dass ich Franca immer wieder meine
Position durchgebe. Sicher ist sicher.
«Ich sitze im Wagen von Maurice, er bringt mich zum Versteck. Vielleicht
treffe ich dort auch die entführte Monika. Am Nachmittag bin ich
wieder auf dem Arenenberg», schreibe ich Sven. «Wir können uns dort
treffen. Heute besucht ein französischer Minister das Schloss.»
Maurice vorne am Steuer ist gut gelaunt. Die ganze Zeit über pfeift er
eine lustige Melodie. Er scheint ein fröhlicher Mensch zu sein. Gefährlich
ist der sicher nicht.
Weil ich zwischen den Kisten hocke, sehe ich nicht viel. Nur kleine
Ausschnitte der Landschaft. Blühende Obstbäume. Den See. Einmal ein
Ortsschild. Steckborn. Später ein Bahnübergang, ein grosser Coop.
Endlich halten wir an. Nochmals die Position, dann verschwindet mein
Handy in der Socke.
Maurice nimmt eine Tasche, steigt aus und öffnet die Hecktür für mich.
«Viens.»
Der Lieferwagen parkt am Ende eines Feldweges. Neben uns führen
Schienen ins Nichts. Darauf stehen alte Personenwaggons voller
Sprayereien. Menschen sind keine zu sehen. Wir gehen bis zu einem
Schuppen am Ende dieser nutzlosen Züge.
«Nous sommes arrivés. Il y a une surprise pour toi.»