GASTRO Branchenbuch 2018 GASTRO Branchenbuch 2018 | Page 64

NAHRUNGSMITTEL Ein Hoch auf die „Heimatküche“ Die anhaltende Internationalisierung und Globalisierung verstärkt die Neigung zur „Heimatküche“. Hat man vor gar nicht allzu langer Zeit noch nach dem Exotischen Ausschau gehalten, wird gegenwärtig einer unerwartet großen Vielfalt an Produkten österreichischer Herkunft große Aufmerksamkeit geschenkt. Ehrlichkeit, Transparenz und Rückverfolgung lauten die Gebote der Stunde. Die österreichische Kulinarik mit ihren regionalen Ausprägungen profitiert von dieser Entwicklung. Die besondere Qualität in der heimischen Le- bensmittelproduktion kommt schließlich der österreichischen Küche zugute. Dennoch bedarf es einer Schärfung des kulinarischen Profils, zu- mal es für viele Länder und Regionen immer wichtiger wird, sich als kulinarische Destination zu positionieren. New Nordic Cuisine als Prototyp Als Vorbild für das Etablieren einer unverkenn- bar landestypischen Kulinarik wird immer wieder die New Nordic Cuisine zitiert. Jahrzehnte lang wurde Skandinavien hauptsächlich mit Köttbullar und Smørrebrød in Verbindung ge- bracht. 2004 unterzeichneten allerdings einige prominente skandinavische Köche ein Manifest, in dem sie sich zu Natürlichkeit, Frische und Verantwortungsbewusstsein beim Kochen ver- pflichteten. Damit setzten sie in der bislang scheinbar kulinarischen nordischen Einöde einen wahrlichen Siegeszug in Gang. Längst vergessene Küchentraditionen und Produkte wurden wiederbelebt, um eine Form der Hoch- küche zu verwirklichen und regionale Kochstile zur „New Nordic Cuisine“ zu vereinen. Mittlerweile zählt Skandinavien zu den inter- essantesten und spannendsten europäischen Kulinarik- und Gastro-Destinationen. Ver- ständlich, dass erfolgshungrige Köche auf Au- thentizität, Regionalität, Saisonalität und Sto- rytelling setzen. Ernüchternd ist allerdings die Erkenntnis, dass Österreichs einzigartige Kuli- GASTRO Branchenbuch 64 narik außerhalb des deutschen Sprachraums nahezu unbekannt ist. Laut einer vom BMWFW in Auftrag gegebenen Studie wird das Urlaubs- land Österreich nicht primär mit Kulinarik as- soziiert, wie es zum Beispiel für Italien als inter- essantestes Kulinarik-Reiseziel oder auch für Frankreich der Fall ist. Obwohl Österreichs Kulinarik sehr „lebendig“ ist, findet sich der Terminus „österreichische Küche“ im Kanon der internationalen Küchen schlichtweg nicht. „Insgesamt kann in Bezug auf Österreich wohl am ehesten von einer Nationalküche gesprochen werden, die ihre Eigenarten vor allem aus der Einstellung zum Essen und Trinken, aus der kulinarischen Men- talität, aus der Bevorzugung bestimmter Spei-