G20 Foundation Research Green Growth Forum Communique | Page 84

Global Nachhaltige Entwicklung – Mission oder Illusion und zur Rolle der G20 Halit Ünver Forschungsinstitut für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n) 1. Einleitung S eit der Konferenz in Rio de Janeiro im Jahr 1992 [1] wird das Thema Nachhaltigkeit für die weitere Entwicklung der Menschheit auf der Erde sehr kontrovers diskutiert, wobei der Bericht »Grenzen des Wachstums« an den Club of Rome bereits 1972 für Aufmerksamkeit in der breiten Öff entlichkeit sorgte. [2] Bis heute beziehen unterschied- lich hoch entwickelte Staaten auch diff erenzierten Bezug zur nachhaltigen Entwicklung. Sie haben unterschiedliche Vorstellungen bezüglich einer Gewichtung der ökonomi- schen, ökologischen und sozialen Dimension von Nachhaltigkeit. Viele Menschen und wichtige Entscheidungsträger auf dem Globus wissen, dass nachhaltige Entwicklung weltweit und nur gemeinsam, sowohl mit Industrieländern als auch mit Schwellen- und Entwicklungsländer zusammen, zu erzielen ist. Es gibt auf der einen Seite kaum einen Staat, der die Idee einer nachhaltigen Entwicklung für sinnlos hält und auf der anderen Seite gibt es kaum einen Staat der alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit gleichwertig praktiziert. Ist eine globale nachhaltige Entwicklung also per Defi nition erst gar nicht zu erreichen, wenn diese eine gleichwertige Berücksichtigung der drei Dimensionen erfor- dert und dies die Staaten nicht tun bzw. tun können? Falls doch, welche Rolle haben dabei die G20-Staaten und wie könnte eine Marktstruktur aussehen, die nachhaltige Entwicklung für alle ermöglicht? Dieser Text greift diese Fragestellungen kurz auf. 2. Nachhaltigkeit, aber nicht lokal So oder so ähnlich könnte ein Werbeslogan aussehen, wenn eine Wahlkampagne für eine Weltregierung anstünde, um die globale Herausforderung einer nachhaltigen Ent- wicklung in den Vordergrund ihres Wahlprogramms zu stellen. Nun existiert allerdings keine Weltregierung in der Form, wie wir es in organisatorischer Hinsicht auf nationaler Ebene von Staaten kennen. Das ist ein erstes, wenn nicht sogar das größte Hindernis für eine globale nachhaltige Entwicklung. Nimmt man Bezug auf den Titel des Textes ist eine Weltregierung durchaus keine Illusion, zumindest wenn man die Historie der Menschheit in Erwägung zieht und die Entwicklung des menschlichen Zusammenle- bens in Stämmen bis hin zu Nationen verfolgt. [3] Dann ist folglich eine Weltregierung zunächst einmal eine Mission. Genau hier kommt den G20-Staaten eine entscheidende Rolle zu. 3. Welchen Beitrag können die G20 für eine weltweite nachhaltige Ent­ wicklung leisten? Es ist für die Weltgemeinschaft von immenser Bedeutung, dass auf Ebene der G20-Staa- ten verschiedene Standpunkte und Kulturräume zusammenkommen. Mit dem Wissen die führenden Nationen auf der Erde zu sein und mit dem Wissen, dass keiner es allei- ne zu einer nachhaltigen Entwicklung schaff en kann, ist spätestens seit der Weltwirt- schaftskrise die Relevanz der G20 Ebene erkannt worden. Im Krisenjahr 2009 wurde in Pittsburgh beschlossen, statt der G8 zukünftig die G20, als Zusammenschluss der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer, zur wesentlichen I