G20 Foundation Research Green Growth Forum Communique | Page 56
ment« an der BTU Cottbus erfolgreich abgeschlossen und darauf aufb auend promoviert.
Im Rahmen ihres Stipendiums lernte Sie das Biogasverfahren kennen und passte es
zusammen mit den deutschen Kollegen an die Anforderungen des mexikanischen Un-
ternehmens Pilgrims Pride an. Nach Ihrer Rückkehr konnte erfolgreich das erworbene
Wissen angewendet und unter ihren Vorgaben eine Pilotanlage in Mexiko errichtet wer-
den. Sie wurde in den realen Anlagenbetrieb von Pilgrims Pride integriert. Mit Hilfe der
Anstellung von Frau Violeta Bravo de Sepúlveda an der mexikanischen Forschungsein-
richtung cideteq erfolgte zusätzlich die Errichtung eines Labors für die wissenschaftliche
Betreuung und die Bewältigung zukünftiger Aufgaben. Die Finanzierung der Pilotanlage
erfolgte durch die Forschungseinrichtung und das Unternehmen.
Ein Teil der produzierten Abfälle wird nun verwertet und nicht mehr unbehandelt ab-
gelagert. Dies führte zu einer deutlichen Reduzierung der Sickerwasserbildung, der
Emission klimarelevanter Gase wie Kohlenstoff dioxid oder Methan und zu einer deutlich
geringeren Geruchsbelästigung. Das in der Biogasanlage nunmehr dezentral erzeugte
Biogas ersetzt betriebsintern das bislang eingekaufte fossile Erdgas. Die Nutzung des
Biogases zur Wärmeerzeugung rechnet sich meist mehr als die Umwandlung zu Strom.
Die daran geknüpfte sehr große Kosteneinsparung gibt dem Unternehmen unmittelbar
die Möglichkeit, die Wirtschaftlichkeit des Gesamtbetriebes erheblich zu verbessern. Die
errichtete Anlage ist die erste Biogaspilotanlage in Mexiko, welche kontrolliert und opti-
mal betrieben wird und deren Biogas genutzt wird.
Durch Pilgrims Pride und mit Unterstützung des National Council on Science and Tech-
nology (CONACYT) soll die Ausweitung der momentan betriebenen Pilotanlage erfolgen.
Im Ergebnis kann mehr als der momentan benötigte innerbetriebliche Energiebedarf
produziert werden! Die Amortisierung wäre in diesem Fall in dem unglaublichen Zeit-
raum von ein bis zwei Jahren möglich.
Die Besonderheiten und Einsatzmöglichkeiten des Verfahrens wurden im September
2010 in Querétaro im Rahmen eines DAAD (Außenstelle Mexiko) geförderten Workshop
durch deutsche und mexikanische Wissenschaftler präsentiert. Er führte zu einem er-
heblichen Interesse bei lokalen industriellen Unternehmern. Erst durch die Exkursion zur
Anlage in Kombination mit der Präsentation durch Violeta Bravo de Sepúlveda und den
deutschen Kollegen wurde die Entwicklung greifb ar.
Interesse wurde geweckt, da viele Unternehmen ähnliche Abfallstoff e produzieren und
ebenfalls unabhängig von Energielieferanten sein wollen. Eher als Nebeneff ekt wird die
Entwicklung durch eine Energieeffi zienz, Ressourcenschonung und Emissionsminde-
rung begleitet.
Nicht zu vergessen ist, dass die Umsetzung dieser Technologie insbesondere in
Schwellenländern zudem den Vorteil der Nutzung des Clean Development Mechanism
(CDM) im Rahmen des Kyoto Protokolls bietet. Das Ziel der Emissionsreduzierung in
den Industrieländern und die Förderung einer nachhaltigen und wirtschaftlichen Ent-
wicklung in Schwellenländern wie Mexiko, sind durch den fi nanziellen und technologi-
schen Transfer erreichbar. Der CDM ist bei den meisten Unternehmen der verschiedenen
Länder unbekannt bzw. aufgrund des erforderlichen Aufwandes (Formulare, Kontakte,
Durchschaubarkeit, Zeiträume) nicht erschließbar.
Das beschriebene Projekt: »Energie aus Abfall – Wissens- und Technologietransfer
zwischen Deutschland und Mexiko« wurde im Jahre 2011 mit dem Forschungstransfer-
preis des Fördervereins der BTU Cottbus e.V. gewürdigt.
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