G20 Foundation Research Green Growth Forum Communique | Page 47
Wie sehen Sie die Rolle freien Wettbewerbs in der
Diskussion um Nachhaltigkeit auf internationaler Ebene?
Sollten bspw. Handelshemnisse weiter strikt abgebaut
werden oder ist eine Regulation von staatlicher Seite
notwendig? Wo sehen Sie Probleme für die Zukunft?
5.
46. Im freien Wettbewerb ist das Interesse an echter Nachhaltigkeit derzeit eher gering. Auf-
grund der Tatsache, dass zahlreiche externe Effekte nicht im Preis eines Produktes am
Weltmarkt widergespiegelt werden, ist das Interesse an echter Nachhaltigkeit im freien
Wettbewerb derzeit noch zu gering. Ökologisch und sozial nicht-nachhaltiges Verhalten
äußert sich auf dem globalen Markt oft als Wettbewerbsvorteil.
47. Die Diskussion um Nachhaltigkeit ist vor allem eine um Marktversagen. Unsere Wirt-
schaftsweise ist deshalb so wenig nachhaltig, weil Auswirkungen auf Umwelt und Ge-
sellschaft nicht in die Kosten aufgenommen, sondern externalisiert werden. Daher ist es
zwar anerkennenswert den Markt im freien Wettbewerb durch Marktanreize und -me-
chanismen nachhaltiger machen zu wollen, dieses Vorgehen verfehlt aber den Kern des
Problems. Daher ist Regulation von staatlicher Seite unbedingt notwendig. Der Abbau
von Handelshemmnissen darf dabei nicht per se als Heilsmittel für Wachstumsschwä-
chen von Märkten herangezogen werden. Märkte müssen sich vor nicht-nachhaltigen
Waren und Dienstleistungen auch schützen können.
48. Gerade zu Beginn neuer Technologien ist ein Mindestmaß an Regulierung notwendig,
um Investitionsanreize bis zur Marktgängigkeit zu schaffen. Eine staatliche Regulierung
muss jedoch nicht zwangsläufig in Widerspruch zu einer globalisierten Wirtschaft ohne
Handelshemmnisse stehen.
49. Konflikte könnten dort entstehen, wo die Wirtschaftsleistung ganzer Wirtschaftszweige
oder auch ganzer Länder von der Nichteinhaltung solcher Standards profitiert. Sollte sich
Deutschland entschließen, nur noch jene Produkte auf dem heimischen Markt zuzulas-
sen, die verbindliche ökologische und soziale Standards erfüllen, würde dies zahlreiche
Konflikte mit sich bringen. Nicht-nachhaltig produzierte und damit oft billigere Produk-
te würden aus dem deutschen