Festschrift Jubiläum 25 Jahre | Page 9

9 Geistige Beweglichkeit gründet in körperlicher und seelischer Beweglichkeit Auch die körperliche Grundlage des Lernens wird besonders gepflegt. Es ist entwicklungspsychologisch erwiesen, dass kognitive Intelligenz eng mit körperlichen Handlungen verknüpft ist. Selbst die abstraktesten Leistungen unseres erwachsenen Vermögens haben irgendwann im Entwicklungsgang eine körperliche Handlung zu ihrer Bedingung gehabt. Das ist auch eine Grunderkenntnis in der Waldorfpädagogik. Wissen bekommt in der heutigen Zeit eine zunehmend kürzere Halbwertszeit. Das Wichtigste, was eine Schule ausbilden kann, ist die Fähigkeit zu inneren Umbildungen, die möglichst bis ins hohe Alter erhalten bleiben soll. Abschlüsse bzw. Aufschlüsse Praktisch bedeutet das: neben dem Sport- und Eurythmieunterricht werden durch Plastizieren, Schnitzen, Tischlern, Metallarbeiten, Schmieden, Steinmetzen, Gartenarbeit, Stricken, Häkeln, Sticken, Schneidern, Filzen, Flechten, Spinnen, Weben, Flöten, Leierspielen, Malen und Zeichnen die unterschiedlichsten Bewegungsintelligenzen ausgebildet. Eurythmie arbeitet mit Körpersprache als einer eigens entwickelten Kunstform, um Musik und Sprache an der Bewegung sichtbar zu machen. Die Förderung der künstlerischen Beweglichkeit des Körpers bildet die beste Grundlage für die Entwicklung geistiger Beweglichkeit. Zu Aufschlüssen führen, nicht zu Abschlüssen, sollte das Ziel jeder Erziehung sein, also die Vorbereitung auf eine Biographie, die nach der Schulzeit weitergeht. Dennoch haben auch an unserer Waldorfschule die Abschlüsse ihren notwendigen Platz. Die Waldorfschulzeit beträgt zwölf Jahre, bis dahin werden der Hauptschulabschluss bzw. die Mittlere Reife oder die Fachhochschulreife erworben. Nach einem 13. Schuljahr können Schüler die Abiturprüfung vor einer staatlichen Prüfungskommission (unter Beteiligung der Waldorflehrer) ablegen. Die Quote von Schülern, die einen entsprechenden Abschluss erreichen, liegt bei uns so hoch wie an staatlichen Schulen, der Notendurchschnitt der Abschlussklassen ist bei uns genauso hoch, bisweilen auch höher als der Landesdurchschnitt. Unsere Erfahrung zeigt, dass gerade Waldorfschüler von Ausb