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werden auch Gefühl und Willen angesprochen und die
Buchstaben aus künstlerisch gestalteten Bildern herausgearbeitet. So werden das bildhafte Erleben und der Bewegungsdrang des Kindes aufgegriffen und zum Verständnis
des jeweiligen Unterrichtsgegenstandes hingeführt. Unter
dem Motto »Lernen durch Tun« wird so das Schreiben vor
dem Lesen gelernt. Bilder, die die Schüler innerlich bewegen
können, ermöglichen es, auch gefühlsmäßig in die mannigfaltigen Erscheinungen der Welt einzutauchen und sie
allmählich von innen begrifflich zu konstituieren.
Ein guter Unterricht fährt sich nicht in Einseitigkeiten fest,
sondern atmet. Bloße Wissensvermittlung interessiert keinen jungen Menschen. Wenn der Unterricht aber künstlerisch-dramaturgisch gestaltet wird, indem im rhythmischen
Wechsel Spannungen aufgebaut und wieder gelöst werden,
wird Schule lebendig. Waldorfpädagogik versucht, lebendigen Unterricht künstlerisch durchzuführen und seine Voraussetzungen mit Bewusstsein zu durchleuchten. Dafür hat
Rudolf Steiner mit seinen pädagogischen und menschenkundlichen Erkenntnissen wichtige Grundlagen erarbeitet,
die inzwischen in vielerlei Hinsicht weiter entwickelt, diskutiert und den veränderten Verhältnissen angepasst wurden.
Die von Rudolf Steiner entwickelte Anthroposophie ist eine
Erkenntnishilfe für die Lehrer, zu keinem Zeitpunkt aber ist
sie Gegenstand des Unterrichts.
Eine Besonderheit an Waldorfschulen ist der Hauptunterricht in den ersten zwei Schulstunden am Morgen, in denen
generell der Klassenlehrer (und ab Klasse 9 der Fachlehrer)
den Unterricht in Epochen von mehreren Wochen pro Fach
erteilt. Klassenlehrer geben in der 7. und 8. Klasse auch
öfters Epochen an Oberstufenlehrer ab. Außer bei Fremdsprachen, Musik, Sport, Eurythmie, Werk-, Handarbeits- und
Religionsunterricht gibt es Hauptunterrichtsepochen in
allen Fächern. Im Hauptunterricht können große Klassen
mit ca. 30 Schülern gut gemeinsam unterrichtet werden;
im Fachunterricht werden die Klassen halbiert. Der Fremdsprachenunterricht beginnt schon in der ersten Klasse mit
Englisch und Russisch oder Französisch.
In der Mittel- und Oberstufe tragen der handwerkliche
Unterricht, Handarbeit und Gartenbau, das Forst- und
Landwirtschaftspraktikum und besonders unser einjähriges
Betriebspraktikum in der 10. und 11. Klasse zur lebenspraktischen Orientierung bei.