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Von der Schwäbischen Alb in die Ukraine
Schulpartnerschaft Engstingen – Dnepropetrowsk
Die Fahrt nach Dnepropetrowsk in die Ukraine hat
mittlerweile fast Kultstatus bekommen.
Längst fahren nicht mehr nur noch russisch lernende
SchülerInnen und Schüler mit, so großen Reiz strahlt
diese jährlich stattfindende Reise aus.
Wie kam es dazu?
Der Gründungsimpuls zu dieser Partnerschaft ging im
Wesentlichen von unserer ehemaligen Russischlehrerin
Frau Bäumer und dem damaligen Geschäftsführer Herrn
Günther aus. Seit 16 Jahren besteht nun die Partnerschaft
dieser beiden Waldorfschulen. Nachdem in den vier ersten
Jahren unsere Schüler noch 2 Gymnasien in Dnepropetrowsk
besuchten – die dortige Waldorfschule war noch nicht in
die Oberstufe gewachsen –, besteht der Austausch mit
der Waldorfschule seit 2003. Die erste Klasse, die dorthin
fuhr, unsere Gründungsklasse, musste noch den Wagemut
aufbringen, ins Unbekannte zu fahren. Außer ihren Lehrern
kannte noch niemand die Ukraine. Wie auch, war der
»Eiserne Vorhang« doch erst 9 Jahre zuvor gefallen und aus
der ehemaligen Sowjetrepublik der junge Staat der Ukraine
entstanden. Fehlende Gullydeckel auf den Straßen, große
Löcher im Fußboden der Autobusse (»Marschrutka«), bescheidene materielle Verhältnisse fast überall begegneten
unseren Schülern – neben viel anderem Unbekannten.
All dies veränderte sich aber rasend schnell von Jahr zu Jahr
– mit allen Vor- und Nachteilen.
Die Waldorfschule in Dnepropetrowsk liegt
unweit des Zentrums der Stadt
Das Gebäude ist ein liebevoll umgebauter, ehemaliger
Kindergarten aus Sowjetzeiten. Drumherum ein großer
Garten mit hohen Bäumen, schönen Beeten aus dem
Gartenbauunterricht, einem kleinen Basketballfeld.
All das gebaut vor Jahrzehnten auf einem großen, ehemaligen jüdischen Friedhof – sofort weht einen die Geschichte
an. Auch wenn man durch den benachbarten Park geht, wo
links ein Mahnmal für den Überfall der deutschen Armee
1941, rechts ein jüdisches Friedhofdenkmal steht.
Dnepropetrowsk war bis 1990 eine für Ausländer geschlossene Stadt. Hier wurden u.a. die in Friedensbewegungszeiten auch im Westen bekannten SS20-Raketen gebaut:
Ein Zufall, dass die Engstinger Schule, wo einige der Gründungseltern an den Protesten der 80er Jahre gegen die
Atomraketen auf der Haid – unweit von Engstingen – teilgenommen hatten, nun ihre Partnerschule ausgerechnet in
der Stadt der SS20-Raketen fand?
Der Schüleraustausch entwickelte sich von Jahr zu Jahr.
Heute besucht uns die 9. Klasse aus Dnepropetrowsk im
Juli, im Herbst fahren wir als 10. Klasse dorthin. Viel wurde
diskutiert, ausprobiert, verändert, bis wir einen guten
Rahmen für die jeweils zweiwöchigen Besuche fanden. Die
künstlerische Arbeit ist immer mehr in den Vordergrund
getreten, neben dem Sprachunterricht und Hospitationen
im üblichen Unterricht der gastgebenden Schule. Die Musik
wurde immer mehr zu einem verbindenden Merkmal, denn,
wo die unterschiedlichen Sprachen Grenzen der Kommunikation aufzeigen, ist das gemeinsame Tun umso wichtiger.
An unserer Partnerschule wird viel getanzt – gerne nahmen
wir diesen Impuls auf und bringen seit einigen Jahren
immer zwei internationale Tänze »aus dem Westen« mit in
die Ukraine.
Fast legendär sind die Zugfahrten
2 Tage und 2 Nächte über Berlin, Warschau und Kiew oder
München, Budapest und Kiew. Intensives Sozialleben untereinander, gemeinsames Stehen am Fenster und stunden-