Festschrift Jubiläum 25 Jahre | Page 17

17 zeitweise zu Hause geübt wird, aber überhaupt nicht in Frage steht, im Orchester weiter mitzuspielen. Es ist ein menschenverbindendes Element – und damit auch ein völkerverbindendes: da, wo verschiedene Sprachen Grenzen aufbauen, werden sie durch das gemeinsame Musizieren abgebaut. Der Schüler als Kulturbürger In der Oberstufe wird Musik noch ein weiteres: eine Kulturwissenschaft. Was in der Unter- und Mittelstufe mit großem Liedgut, mit dem Opernprojekt in der 5. Klasse, mit größeren Werken in der Orchesterarbeit angelegt wurde, wird nun zunehmend ins Bewusstsein gehoben. Neben der Orchesterliteratur beschäftigt sich der Oberstufenchor immer mit Teilen großer Literatur. Bach, Mozart, Beethoven, die Romantiker werden nun aber auch Inhalt der Musikstunden. Singenderweise, aber auch, indem Werke gehört, gelesen, analysiert und besprochen werden. Die Musikepoche der 11. Klasse zeigt musikalische Entwicklungslinien von der Einstimmigkeit der frühmittelalterlichen Gregorianik bis heute auf, Stilkunde schult die Erkennung historischer Stile. – Nun wird Musik auch Spiegel ihrer Zeit und ihres Zeitgeistes. Der Schüler wird zum Kulturbürger, der in musikhistorischen Entwicklungen sich wissend bewegen kann. Das trägt sich bis in den Abiturunterricht der 13. Klasse. Aber der Musikunterricht darf nie zu reiner Theorie verkümmern! Es bleibt immer im griechischen Sinne »theoria« = »Schau«. Man bekommt einen weiten Blick. Gleichzeitig kommt er aus dem Inneren, aus der Tiefe, weil durch das jahrelange, von klein auf gepflegte Singen und Musizieren die menschliche Seele – nichts anderes als das Innere des Menschen – gebildet wurde. Das ist der Ausgangspunkt. Musik ist immer beides: Tiefe und Weite. Oder auch: sittliche Erziehung wie die schönste (Neben)Sache der Welt! Christian Eichhorn und Aleksandra Maerten, Musiklehrer