Radreise
zeit! Am Nachmittag erreichten wir das
erste Grenzdenkmal „Hessendamm“. Ein
Modell der ehemaligen Grenzanlagen
war in einem Schaukasten dargestellt
und in Natura waren die Grenzzäune, der
geharkte und geräumte Minenstreifen,
die Panzersperren und auch ein Wachturm erhalten geblieben. Wir alle waren
emotional sehr berührt von der menschenverachtenden und martialischen
Grenzsicherung. Kurz danach erreichten
wir unser Etappenziel: das Hotel Heeseberg machte seinem Namen alle Ehre;
die letzten 5 Kilometer gingen stramm
bergauf. Ein gutes Abendessen und ein
bequemes Bett rundeten den Tag ab.
Die dritte Etappe führte uns nach Helmstedt, früher Grenzort mit Grenzübergang
und bis 1 995 Standort des Braunkohlentagebaus Helmstedt. Heute befindet sich
das Restloch in der Flutung. Einen Tagebau in Betrieb konnten wir in Schöningen
von der Aussichtsplattform aus besichtigen und der fachkundige Tourenleiter (er
arbeitete im Tagebau Helmstedt 1 976 als
Praktikant) konnte die Abläufe erklären.
Ausgestellt waren außerdem Gewinnungsmaschinen und Lokomotiven, die
früher eingesetzt waren. Im Vergleich zu
modernen Geräten, die aus dem Rheinischen Braunkohlenbergbau bekannt
sind, wirken diese ein wenig wie Spielzeug. Kurz hinter Schöningen das Grenzdenkmal Hötensleben: Vom Radweg aus
hat man einen kompletten Blick auf die
stehengelassenen Grenzanlagen des
Flächendenkmals. Nach kurzem Fotostopp ging es weiter nach Marienborn, am
Montagmittag bei etwa 30 Grad Celsius.
Aber das Grenzmuseum erwartete uns.
Dort angekommen mussten wir am Tor lesen, dass das Museum von Dienstag bis
Sonntag geöffnet hat. Wieder nichts, bis
auf die Erfahrung 3: Museen haben montags geschlossen! Wegen der Hitze haben wir dann auch noch die Besichtigung
des Tagebaus Helmstedt von der Aussichtsplattform abgesagt. Ein kühles Bier
im Schatten tat uns stattdessen gut . Beim
abendlichen Spaziergang lernten wir die
Stadt näher kennen; so befand sich bereits im 1 6. Jahrhundert eine Universität
in Helmstedt, deren Gebäude ebenso wie
historische Stadttürme oder die Stadtmauer heute noch erhalten sind.
Die nächsten zwei Etappen nach Brome und Wustrow standen unter dem Zeichen gesundheitlicher Beeinträchtigungen: offensichtlich hatte sich ein
Magen-Darm-Virus im Team eingeschlichen, der einen kurzfristigen Krankenhausaufenthalt einer Teilnehmerin und
kleiner werdende Runden beim
Abendessen mit sich brachte. Auch der
Tourenleiter schlief schlecht, denn ihn bewegte die Frage: Weiterfahren oder abbrechen? Und dann die bett&bike-EmpFahrRad Herbst 201 4
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