FahrRad 2/2014 | Page 43

Radreise zeit! Am Nachmittag erreichten wir das erste Grenzdenkmal „Hessendamm“. Ein Modell der ehemaligen Grenzanlagen war in einem Schaukasten dargestellt und in Natura waren die Grenzzäune, der geharkte und geräumte Minenstreifen, die Panzersperren und auch ein Wachturm erhalten geblieben. Wir alle waren emotional sehr berührt von der menschenverachtenden und martialischen Grenzsicherung. Kurz danach erreichten wir unser Etappenziel: das Hotel Heeseberg machte seinem Namen alle Ehre; die letzten 5 Kilometer gingen stramm bergauf. Ein gutes Abendessen und ein bequemes Bett rundeten den Tag ab. Die dritte Etappe führte uns nach Helmstedt, früher Grenzort mit Grenzübergang und bis 1 995 Standort des Braunkohlentagebaus Helmstedt. Heute befindet sich das Restloch in der Flutung. Einen Tagebau in Betrieb konnten wir in Schöningen von der Aussichtsplattform aus besichtigen und der fachkundige Tourenleiter (er arbeitete im Tagebau Helmstedt 1 976 als Praktikant) konnte die Abläufe erklären. Ausgestellt waren außerdem Gewinnungsmaschinen und Lokomotiven, die früher eingesetzt waren. Im Vergleich zu modernen Geräten, die aus dem Rheinischen Braunkohlenbergbau bekannt sind, wirken diese ein wenig wie Spielzeug. Kurz hinter Schöningen das Grenzdenkmal Hötensleben: Vom Radweg aus hat man einen kompletten Blick auf die stehengelassenen Grenzanlagen des Flächendenkmals. Nach kurzem Fotostopp ging es weiter nach Marienborn, am Montagmittag bei etwa 30 Grad Celsius. Aber das Grenzmuseum erwartete uns. Dort angekommen mussten wir am Tor lesen, dass das Museum von Dienstag bis Sonntag geöffnet hat. Wieder nichts, bis auf die Erfahrung 3: Museen haben montags geschlossen! Wegen der Hitze haben wir dann auch noch die Besichtigung des Tagebaus Helmstedt von der Aussichtsplattform abgesagt. Ein kühles Bier im Schatten tat uns stattdessen gut . Beim abendlichen Spaziergang lernten wir die Stadt näher kennen; so befand sich bereits im 1 6. Jahrhundert eine Universität in Helmstedt, deren Gebäude ebenso wie historische Stadttürme oder die Stadtmauer heute noch erhalten sind. Die nächsten zwei Etappen nach Brome und Wustrow standen unter dem Zeichen gesundheitlicher Beeinträchtigungen: offensichtlich hatte sich ein Magen-Darm-Virus im Team eingeschlichen, der einen kurzfristigen Krankenhausaufenthalt einer Teilnehmerin und kleiner werdende Runden beim Abendessen mit sich brachte. Auch der Tourenleiter schlief schlecht, denn ihn bewegte die Frage: Weiterfahren oder abbrechen? Und dann die bett&bike-EmpFahrRad Herbst 201 4 43