FahrRad 2/2014 | Page 41

Grenzerfahrungen Radreise Auf dem Grünen Band entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze F ünfundzwanzig Jahre nach dem Fall der Mauer war es an der Zeit, diesen Grenzradweg zu befahren. Im gesamten Verlauf brachte es der „Eiserne Vorhang“ auf fast 1 600 km in Deutschland, vom Dreiländereck Sachsen, Bayern, Tschechien im Süden bis nach Swinemünde an der deutsch-polnischen Grenze im Norden. Auf einer Radreise nach Berlin in 201 2 kreuzte unser Weg auf dem Europaradweg R1 den Ort Wernigerode im Harz; ein beschauliches Städtchen unterhalb des Brockens mit dem Bahnhof der Brockenbahn, die auf schmaler Spur die Reisenden in zwei Stunden mit Dampf auf den höchsten Berg Norddeutschlands bringt. Wernigerode sollte Startpunkt der bevorstehenden Grenztour im Sommer 201 3 werden; als Zielort wurde Hitzacker an der Elbe festgelegt. Die Teilnehmergruppe war schnell gefunden: insgesamt 1 6 Radler (7 Frauen, 9 Männer) aus Berlin, Olfen, Lünen und Selm fanden sich zusammen, um in 6 Etappen insgesamt 400 km abzuradeln. Geplant wurde auch ein interessantes Besichtigungsprogramm, wie die Fahrt auf den Brocken oder der Besuch des allen ehemaligen Transitreisenden (wer kann sich an diesen Begriff noch erinnern?) bekannten Museums am ehemaligen Grenzübergang Helmstedt / Marienborn. Vor 25 Jahren wäre dieses Vorhaben völlig undenkbar gewesen; wir alle freuten uns auf dieses Erlebnis. Über 20 Grenzübertritte standen auf dem Programm; ohne Angst und ohne Einschränkungen für die Reisenden durch Orte, die früher niemand kannte: Stapelburg, Jerxheim, Schöningen, Weferlingen oder Oebisfelde. Jeder Übergang war mit großformatigen Info-Schildern versehen. Für uns war sehr interessant, dass die Grenzöffnung nicht schlagartig erfolgte, sondern entlang unserer Wegstrecke bis zu 1 0 Monate andauerte. Die Qualität der Radwege war sehr unterschiedlich: neben den uns bekannten asphaltierten oder wassergebundenen Oberflächen erfuhren wir auch unbequemes Kopfsteinpflaster, Beton-Plattenwege oder Sandwege, die nicht so leicht zu bewältigen waren. Das Höhenprofil war anfangs hügelig, später flach. FahrRad Herbst 201 4 41