FahrRad 2/2014 | Page 25

Radreise diese zusätzlichen Kosten sehr gering. Doch trotz dieses hervorragenden Systems sind Radfahrer in Paris nicht gerade ein Massenphänomen, während viele Boulevards immer noch im Autoverkehr ertrinken. Leihräder in Paris Das Verhältnis der französischen Staatsbahn SNCF zu Radfahrern ist mittlerweile ebenfalls etwas besser geworden. In manchen Fernzügen ist es nun möglich, Räder mitzunehmen, wenn auch nur mit Reservierung und nur, wenn sie gut verpackt sind. In den TER genannten Nahverkehrszügen können Räder wie bei uns auch ohne Reservierung mitgenommen werden, doch wie in Deutschland halten diese Züge oft und haben sehr lange Fahrzeiten. Insgesamt ist es sehr schwierig mit der Bahn nach Frankreich zu reisen, wenn man Fahrräder mitnehmen möchte. Die beste Fernverbindung führt über Hannover mit dem Citynightline nach Paris. Die Nachtzüge nehmen nach vorheriger Reservierung Räder mit und so kann man morgens halbwegs ausgeschlafen ein erstes Croissant an der Seine zu sich nehmen. Ein weiteres Einfallstor nach Frankreich führt über Stuttgart, aber auch hier wird es umso komplizierter, je weiter das Ziel von Paris entfernt ist. Radwege sind in Frankreich nicht sehr verbreitet. Ein zusammenhängendes Radwegenetz sucht man in den meisten Städten vergeblich. Außerorts gibt es einige „Pistes cyclables“, meist ehemalige Bahnstrecken oder Treidelpfade an Kanälen. Ausgeschilderte Radrouten führen, wie bei uns oft an Flüssen entlang – am bekanntesten ist hierzulande die Loire – oder sind Teil des europäischen Fernradwegenetzes Eurovelo. Das alles klingt nicht nach einem idealen Urlaubsland für Radreisende, aber der Eindruck ist vordergründig. Denn Frankreich ist überzogen mit einem dichten Netz von mit dem Buchstaben D klassifizierten Landstraßen. Je mehr Stellen die Nummer der Straße hat, umso weniger wichtig ist sie für den Autoverkehr. Auf diesen Straßen lässt es sich meist sehr gut fahren und dass französische Autofahrer Radfahrer nicht gewohnt sind, entpuppt sich als Vorteil. Anstatt Radfahrer als Feind und Kampfradler wahrzunehmen, wird meist deutlich vorsichtiger gefahren, als wir das aus Deutschland gewohnt sind. So lassen sich eine Menge interessanter Strecken in Frankreich finden, sofern man mit dem Auto anreist und NahverkehrsFahrRad Herbst 201 4 25