Radreise
diese zusätzlichen Kosten sehr gering.
Doch trotz dieses hervorragenden Systems sind Radfahrer in Paris nicht gerade ein Massenphänomen, während viele
Boulevards immer noch im Autoverkehr
ertrinken.
Leihräder in Paris
Das Verhältnis der französischen
Staatsbahn SNCF zu Radfahrern ist mittlerweile ebenfalls etwas besser geworden. In manchen Fernzügen ist es nun
möglich, Räder mitzunehmen, wenn auch
nur mit Reservierung und nur, wenn sie
gut verpackt sind. In den TER genannten
Nahverkehrszügen können Räder wie bei
uns auch ohne Reservierung mitgenommen werden, doch wie in Deutschland
halten diese Züge oft und haben sehr lange Fahrzeiten.
Insgesamt ist es sehr schwierig mit der
Bahn nach Frankreich zu reisen, wenn
man Fahrräder mitnehmen möchte. Die
beste Fernverbindung führt über Hannover mit dem Citynightline nach Paris. Die
Nachtzüge nehmen nach vorheriger Reservierung Räder mit und so kann man
morgens halbwegs ausgeschlafen ein erstes Croissant an der Seine zu sich nehmen. Ein weiteres Einfallstor nach
Frankreich führt über Stuttgart, aber
auch hier wird es umso komplizierter, je weiter das Ziel von Paris entfernt ist.
Radwege sind in Frankreich nicht
sehr verbreitet. Ein zusammenhängendes Radwegenetz sucht man in
den meisten Städten vergeblich.
Außerorts gibt es einige „Pistes cyclables“, meist ehemalige Bahnstrecken oder Treidelpfade an
Kanälen. Ausgeschilderte Radrouten führen, wie bei uns oft an Flüssen entlang – am bekanntesten ist
hierzulande die Loire – oder sind Teil
des europäischen Fernradwegenetzes Eurovelo.
Das alles klingt nicht nach einem
idealen Urlaubsland für Radreisende, aber der Eindruck ist vordergründig. Denn Frankreich ist überzogen mit einem dichten Netz von mit
dem Buchstaben D klassifizierten Landstraßen. Je mehr Stellen die Nummer der
Straße hat, umso weniger wichtig ist sie
für den Autoverkehr. Auf diesen Straßen
lässt es sich meist sehr gut fahren und
dass französische Autofahrer Radfahrer
nicht gewohnt sind, entpuppt sich als Vorteil. Anstatt Radfahrer als Feind und
Kampfradler wahrzunehmen, wird meist
deutlich vorsichtiger gefahren, als wir das
aus Deutschland gewohnt sind. So lassen sich eine Menge interessanter
Strecken in Frankreich finden, sofern man
mit dem Auto anreist und NahverkehrsFahrRad Herbst 201 4
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