Das Wirtz Luftschiff Das Wirtz Luftschiff | Page 44

44 von 49 Ein weiteres Luftschiffbuch als Empfehlung „Giganten der Lüfte“ von Wolfgang Meighörner, Nebel Sachbuch-Verlag, Erlangen, Hieraus eine zeitgenössische Geschichte, etwas gekürzt wiedergeben: „Ja ist denn das die Wirklichkeit?“ Poetische Luftbilder einer Reise nach Pernambuco, 1932, von Heinrich E. Jacob, 1889 – 1967. „Wer das Luftschiff zum ersten Mal sieht, in seiner weiten, leeren Halle, der erschrickt. Immer wieder geschiet dies; daß einer erschrickt. Denn die Unwirklichkeit dieses Eindruckes ist zu stark.´Es ist ein Modell´muß der Fremde denken. „ Ein Phantom, wie die Mediziner sagen, aus Leinwand und Holz, nur zu Schauzwecken… Das echte Luftschiff muß anderswo sein… Es soll nicht begafft und beschädigt werden!“ Da aber lädt man Koffer und Menschen ein in diesen unwirklichen Bau, die täuschende Attrappe rückt einen Schritt näher in das Wirkliche vor. Und auf einmal sieht der Beschauer schwere Steinsäcke am Bauch des weißen, silbernen Wesens hängen und ahnt den Ernst und fühlt die Bedeutung: Dies - und kein anderer! – ist der Körper, der willige, große, eigenbewegte, der eine ganze Schar von Menschen nach Südamerika tragen soll…. An Seilen verlässt das Schiff die Halle. Erst langsam; dann fangen die Vorgespannten, die Menschen, plötzlich zu rennen an. Die Erregung solchen Rennens ist groß – denn Mütter und Schwestern wollen mit, wollen voll heiligen Aberglaubens einen Augenblick die Taue berühren. Mächtig springt ins Violett des Nachthimmels eine Tür auf, schnee- gespenstisch schimmern die Ufer… der Bodensee… ´Loslassen´! ein paar hangende Menschen fallen zurück. Schonhebt es sich. Nicht auf dem Kopf und nicht auf der Flosse: mit allen Teilen gleichzeitig! (…) Die unter ihm Zurückbleibenden haben hinter dem Lebewohl noch nicht Zeit gehabt aufzuatmen: Da schwimmt es schon fünfzig Meter hoch. Gaszellen, Gondeln, Leitflossen, Ruder: Versponnene Vielecke aus Draht, Aluminiumträger und Baumwolle. Das alles rennt nun am Himmel dahin. Der Mensch, der mitgetragen wird, ist kleiner als der indische Treiber zwischen den Ohren des Elefanten. Aber er ist zugleich viel größer. Denn, wie er am Bauche des Lufttieres klebt, hat er all seine Mathematik bei sich und alle seine Künste der Lenkbarkeit, der Elektrizität. Die Form des gewundenen Propellers hat er der Schnecke abgesehen und das Schwanzsteuer der Forelle. Das ganze Tier, mit dem der Mensch fliegt, hat er von unten auf erdacht… Über Seespiegel und schwarzes Gebüsch geht´s. Klein-gelbes Licht aus einsamen Häusern. Dazwischen Schneisen von bleichem Schnee. Eine Stadt: Es ist Schaffhausen. Wir fahren nur 200 Meter hoch, doch den Rheinfall kann man nicht hören. Ebener Propellerlärm – obwohl wir selber ihn nicht vernehmen – drückt von oben wie eine Wand auf alle unteren Geräusche. Zwei Uhr nachts. Da kommt Basel her, wie ein großes Tuch wird es näher gezogen. Laternenblinde Häuserwürfel, riesenlange Straßenfluchten, zementierte Meilen ins Elsaß hinein, ins Badische und zur Inner-Schweiz. (…) Bei Besancon fallen die Augen zu. Im Schlaf fühlt man, wie ein Rückenwind aus Mittel- Frankreich den Zeppelin packt… Doch das Wasser im Glas zittert nicht. Das Luftschiff rennt vor dem Wind daher. Mit der Rhone; durch die Provence. Es ist der Mistral, Nietzsches Freund. Auch unser Freund: Auf flacher Hand trägt er das Schiff dem