Contemporânea Contemporânea #7 | Page 28

Betreiberinnen von Gastzimmern mit dem Mangel umgehen müssen: es gilt, die Produkte für das Frühstück und das Essen zu besorgen oder die Materialien für das zu reparierende Auto. Überall ist die Improvisation zu erkennen, die dem Mangel an Material und Nahrungsmitteln zu beheben versucht.

Bei den Gesprächen mit den BesitzerInnen der Casas particulares, mit den Fahrern der Taxi collectivos, mit dem Reiseführer über die Tabakplantage oder dem Guide durch den Nationalpark wird deutlich: wir treffen überall auf Kubanerinnen und Kubaner, die wissen, was in der Welt vor sich geht. Die über ein breites geschichtliches, geographisches und politisches Wissen verfügen, so dass es zu anregenden Unterhaltungen kommt. Der Taxifahrer gibt Auskunft über die ökonomischen Verhältnissen sowie zur spezifischen Kultur der Insel; die Vermieterin der casa particular ist Expertin für moderne Architektur und Inneneinrichtung; der Naturparkführer ist Experte für Heilmittelpflanzen und ökologischen Anbau.

Für Touristen, die sich auf eigene Faust auf den Weg machen, Kuba zu erkunden, entsteht der Eindruck, dass das kubanische Bildungssystem einen hohen Bildungsgrad hervorbringt und die Kubanerinnen und Kubaner über eine gute Ausbildung verfügen. Sie wissen über Weltereignisse Bescheid und sprechen teilweise mehrere Sprachen, neben Spanisch auch Englisch, Deutsch oder Französisch. Von Repression und Folter bekommen die Touristen nichts mit.

Kubas Tageszeitung Granma kann nicht als Propagandablatt abgestempelt werden. Auch wenn in vielen Artikeln das US-Embargo für die Probleme, mit denen Kuba im Alltag zu kämpfen hat, verantwortlich gemacht wird, so wird doch in vielen Texten über politische Ereignisse auf Kuba, in Lateinamerika und dem Rest der Welt in einer reflektierenden und differenzierenden Art berichtet.

Vor allem aber ist es möglich, über öffentliche Hotspots ins Internet zu gelangen. Über eine Karte, die für KubanerInnen nicht besonders kostengünstig ist, kann für 60 Minuten das Internet genutzt werden. Uns sind keine gesperrten Webseiten aufgefallen. Allerdings mag die öffentliche Nutzung, d.h. an Plätzen der Stadt, vor Hotels, in Parks dafür sorgen, dass alles unter Aufsicht und zeitlich limitiert geschehen muss.

Auch gibt es eine gewisse Form von Wettbewerb, in den die Anbieter von Casas particulares, von Taxis und von Restaurants, Bars etc. treten. Aber da die Preise überall gleich sind, ist es ein Wettbewerb um den Kunden, der eben nicht über den Preis vollzogen wird.

Beim Reisen über die Insel präsentiert sich Kuba als ein offenes, gebildetes Land. Aber warum dieser Eindruck entsteht, wird erst nach und nach klar. Es hat damit zu tun, dass der Tourist in erster Linie mit den studierten Kubanerinnen und Kubanern in Kontakt kommt, die entweder nicht mehr von ihrem staatlichen Gehalt leben können und sich zusätzliches Geld verdienen oder die ihren Job verloren haben. D.h. der gute Eindruck entsteht für den Touristen gerade deswegen, weil die kubanische Regierung ihre am besten

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2. Die kubanische Bevölkerung ist gebildet.

3. Kuba schirmt sich nicht ab.

CUBA