BluLife Magazin 03/2014 | Page 80

Film ab 18 NATURAL BORN KILLERS Oliver Stones meisterhafte Mediensatire „Natural Born Killers“ war seit seiner Uraufführung 1994 Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Während die einen in dem Film eine sinnfreie Gewaltorgie sahen, in welcher abscheuliche Gräueltaten verharmlost oder gar glorifiziert wurden, feierten andere den Film als bitterböse Kritik an der vorherrschenden Sensationsgier und der Macht der Medien über die Gesellschaft. Ob man den Film nun liebt oder hasst – etwas anderes als eines der beiden Extreme scheint angesichts dieses extremen Werkes kaum möglich – sei jedem selbst überlassen. Für all jene, die den Film lieben, bringt Warner Home Entertainment anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Films eine entsprechende Neuauflage auf den Markt, die wir Ihnen an dieser Stelle gerne vorstellen möchten. Story Mickey (W. Harrelson) und Mallory Knox (J. Lewis) morden sich quer durch die USA und lassen stets einen am Leben, damit dieser ihre Geschichte erzählen kann. Die Medien machen das Mörder-Pärchen zu Popstars, während der nicht minder sadistische Polizist Scagnetti (T. Sizemore) die Blutspur der beiden verfolgt. Doch als es den Behörden letztendlich gelingt, das Duo einzusperren, beginnt ein mediales Blutbad, das sich niemand hätte ausmalen können. Wie eingangs bereits erwähnt, kann man diesen Film nur lieben oder hassen. So extrem wie Oliver Stone hier mit Kameraeinstellungen, Perspektiven, Farben und Schnitttechniken hantiert, ist der Film alles andere als gewöhnliche Kino-Kost. Hemmungslos springt Stone in seiner Erzählung vor und zurück, spult vermeintlich wichtige Handlungselemente in Zeitlupe oder in einer 80 www.bluray-disc.de Wiederholungsschleife vor, und fährt im nächsten Moment wieder Vollgas. Rasante Schnitte und ein beinahe schon inflationärer Einsatz von Kameratricks lassen den Film eher wie einen durchgeknallten Drogentrip erscheinen. Allein – genau das macht den Reiz dieses Streifens überhaupt erst aus. Zwar ist die Geschichte um das mordende Pärchen Knox auch ohne all diese Spielereien eine durchaus erzählenswerte Mär, doch ist es gerade die Erzählweise, die den Film zu dem macht, was er ist. Die Geschichte selbst stammt aus der Feder von Quentin Tarantino, der mit „Natural Born Killers“ sein Regiedebüt präsentieren wollte, dies allerdings nicht finanzieren konnte. Nachdem Tarantino mit „Reservoir Dogs“ für Aufsehen sorgte und erste Erfolge verzeichnen konnte, bat man ihm die Verfilmung seines Drehbuches an, was er jedoch ablehnte. So kam Oliver Stone auf den Regiestuhl und änderte das Drehbuch maßgeblich, was zu einem Streit mit dem Autor Tarantino führte, welcher nicht mehr in den Credits genannt werden wollte, da der Film nun nicht mehr seinen Vorstellungen entsprach. Nachdem er den fertigen Film allerdings gesehen hatte, entschied er sich anders und wird seitdem im Nachspann als Verfasser der Story genannt. Kein Wunder – auch wenn der Film unverkennbar ein echter Oliver Stone ist, so trägt er doch deutlich die Handschrift Tarantinos. Eingeflochtene Comic- und CartoonFragmente, die nichtlineare Handlung und vor allem die übertriebene, sehr bildliche Gewalt – all das sind Eigenschaften, welche auch in fast sämtlichen Tarantino-Werken zu finden sind. Auch der perfekt passende und doch so unterschiedliche Soundtrack passt wie die Faust aufs Auge. Dieser wurde jedoch nicht von Tarantino oder Stone zusammenge- stellt, sondern von einem anderen Genie der Branche, welcher ebenfalls für seinen eigentümlichen Stil bekannt ist: Trent Reznor, der Frontmann und Gründer des Musikprojekts Nine Inch Nails. Reznor trägt hier Balladen von Bob Dylan, Rockstücke, Elektorsounds und Indianerklänge zu einem Potpourri zusammen, welches die stakkatoartigen Bilderflut perfekt unterstützt. In puncto Darsteller traf Stone indessen ebenfalls ins Schwarze und fährt eine ganze Armada bekannter Gesichter auf. Woody Harrelson und Juliette Lewis punkten als Mickey und Mallory Knox, als moderne und blutrünstige Version von Bonny und Clyde. Tom Sizemore gibt den schmierigen Detektiv Jack Scagnetti und Robert Downey Jr. zeigt als erfolgsbesessener Reporter Wayne Gale bereits damals, dass er ein enormes darstellerisches Potential in sich trägt. Eine weitere beachtenswerte Leistung liefert der Komiker Rodney Dangerfield ab. Der für seine ansonsten zwar mürrischen, aber stets urkomischen Rollen bekannte Dangerfield spielt den ekelhaften und verachtenswerten Vater der Hauptfigur Mallory so gut, dass man ihn am liebsten selbst um die Ecke bringen würde. Bleibt zu erwähnen, dass der Film wie befürchtet lediglich in der damaligen Kinoversion enthalten ist, und der Director‘s Cut es Blu e · 03/2014