Film ab 18
NATURAL BORN KILLERS
Oliver Stones meisterhafte Mediensatire
„Natural Born Killers“ war seit seiner Uraufführung 1994 Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Während die einen in dem Film
eine sinnfreie Gewaltorgie sahen, in welcher abscheuliche Gräueltaten verharmlost
oder gar glorifiziert wurden, feierten andere den Film als bitterböse Kritik an der vorherrschenden Sensationsgier und der
Macht der Medien über die Gesellschaft.
Ob man den Film nun liebt oder hasst – etwas anderes als eines der beiden Extreme
scheint angesichts dieses extremen Werkes
kaum möglich – sei jedem selbst überlassen. Für all jene, die den Film lieben, bringt
Warner Home Entertainment anlässlich des
20-jährigen Jubiläums des Films eine entsprechende Neuauflage auf den Markt, die
wir Ihnen an dieser Stelle gerne vorstellen
möchten.
Story
Mickey (W. Harrelson) und Mallory Knox (J.
Lewis) morden sich quer durch die USA und
lassen stets einen am Leben, damit dieser ihre Geschichte erzählen kann. Die Medien
machen das Mörder-Pärchen zu Popstars,
während der nicht minder sadistische Polizist Scagnetti (T. Sizemore) die Blutspur der
beiden verfolgt. Doch als es den Behörden
letztendlich gelingt, das Duo einzusperren,
beginnt ein mediales Blutbad, das sich niemand hätte ausmalen können.
Wie eingangs bereits erwähnt, kann man
diesen Film nur lieben oder hassen. So extrem wie Oliver Stone hier mit Kameraeinstellungen, Perspektiven, Farben und
Schnitttechniken hantiert, ist der Film alles
andere als gewöhnliche Kino-Kost. Hemmungslos springt Stone in seiner Erzählung
vor und zurück, spult vermeintlich wichtige
Handlungselemente in Zeitlupe oder in einer
80 www.bluray-disc.de
Wiederholungsschleife vor, und fährt im
nächsten Moment wieder Vollgas. Rasante
Schnitte und ein beinahe schon inflationärer
Einsatz von Kameratricks lassen den Film
eher wie einen durchgeknallten Drogentrip
erscheinen. Allein – genau das macht den
Reiz dieses Streifens überhaupt erst aus.
Zwar ist die Geschichte um das mordende
Pärchen Knox auch ohne all diese Spielereien
eine durchaus erzählenswerte Mär, doch ist
es gerade die Erzählweise, die den Film zu
dem macht, was er ist. Die Geschichte selbst
stammt aus der Feder von Quentin Tarantino,
der mit „Natural Born Killers“ sein Regiedebüt präsentieren wollte, dies allerdings nicht
finanzieren konnte. Nachdem Tarantino mit
„Reservoir Dogs“ für Aufsehen sorgte und
erste Erfolge verzeichnen konnte, bat man
ihm die Verfilmung seines Drehbuches an,
was er jedoch ablehnte. So kam Oliver Stone
auf den Regiestuhl und änderte das Drehbuch maßgeblich, was zu einem Streit mit
dem Autor Tarantino führte, welcher nicht
mehr in den Credits genannt werden wollte,
da der Film nun nicht mehr seinen Vorstellungen entsprach. Nachdem er den fertigen Film
allerdings gesehen hatte, entschied er sich
anders und wird seitdem im Nachspann als
Verfasser der Story genannt.
Kein Wunder – auch wenn der Film unverkennbar ein echter Oliver Stone ist, so trägt
er doch deutlich die
Handschrift Tarantinos. Eingeflochtene
Comic- und CartoonFragmente, die nichtlineare Handlung und
vor allem die übertriebene, sehr bildliche Gewalt – all das
sind Eigenschaften,
welche auch in fast
sämtlichen Tarantino-Werken zu finden
sind. Auch der perfekt passende und
doch so unterschiedliche
Soundtrack
passt wie die Faust
aufs Auge. Dieser
wurde jedoch nicht
von Tarantino oder
Stone zusammenge-
stellt, sondern von einem anderen Genie der
Branche, welcher ebenfalls für seinen eigentümlichen Stil bekannt ist: Trent Reznor, der
Frontmann und Gründer des Musikprojekts
Nine Inch Nails. Reznor trägt hier Balladen
von Bob Dylan, Rockstücke, Elektorsounds
und Indianerklänge zu einem Potpourri zusammen, welches die stakkatoartigen Bilderflut perfekt unterstützt.
In puncto Darsteller traf Stone indessen
ebenfalls ins Schwarze und fährt eine ganze
Armada bekannter Gesichter auf. Woody
Harrelson und Juliette Lewis punkten als Mickey und Mallory Knox, als moderne und
blutrünstige Version von Bonny und Clyde.
Tom Sizemore gibt den schmierigen Detektiv
Jack Scagnetti und Robert Downey Jr. zeigt
als erfolgsbesessener Reporter Wayne Gale
bereits damals, dass er ein enormes darstellerisches Potential in sich trägt. Eine weitere
beachtenswerte Leistung liefert der Komiker
Rodney Dangerfield ab. Der für seine ansonsten zwar mürrischen, aber stets urkomischen
Rollen bekannte Dangerfield spielt den ekelhaften und verachtenswerten Vater der
Hauptfigur Mallory so gut, dass man ihn am
liebsten selbst um die Ecke bringen würde.
Bleibt zu erwähnen, dass der Film wie befürchtet lediglich in der damaligen Kinoversion enthalten ist, und der Director‘s Cut es
Blu
e · 03/2014