BluLife Magazin 03/2014 | Page 182

Kolumne High Definition High Heels Beam me up Smartometer! Es ist schon erstaunlich, was die Menschheit täglich für Neuheiten auf den Markt wirft – Neuheiten, die entweder keiner braucht oder Neuheiten, die essentiell und unwegdenkbar geworden sind. Unsere Mittagsplaudertischrunde war im vollen Gange, als sie von einem ständigen Piepton genervt und rüde unterbrochen wurde. Jeder fragte sich, woher dieses Geräusch käme, bis auf einer. Dieser hatte sich nämlich ein höchst modernes Accessoire für das Handgelenk zugelegt, das er noch nicht vollends beherrschte oder besser näher erprobte. Es handelt sich um ein Handgelenktablet oder -smartphone. Es kann Telefongespräche annehmen, ins Internet gehen, Apps herunterladen und immer auf dem Social Media Laufenden sein und ich glaube, man kann auch die Uhrzeit erfahren. Geweckt wurde unser Interesse aufgrund des nervigen Tons, was ständig von dieser smarten Uhr ausging. Da sich der Träger leider an der Grenze Blu e · 03/2014 zum WLAN Empfang befand, piepte dieses Accessoire fröhlich und munter vor sich hin, bis der Träger und seine Uhr endlich den Raum verließen und wir schon fast dachten, er hätte sich aus dem Zimmer gebeamt. Es fühlte sich schon bald wie in Star Trek an, als das Beamen zur Tagesordnung gehörte. Also wo war er nun? Wozu braucht man nur so einen neumodischen Handgelenksbeschwerer? Vielleicht um Musik zu hören, Bilder zu machen, Schritte zu zählen? Oder einfach nur, um up-to-date oder trendy zu sein? Eventuell, um die Faulheit zu fördern, den Griff in die Tasche zu vermeiden? Sich neidischen Blicken zu ergötzen, wenn man sich mit seinem Unterarm unterhält? Sich ständig zu fragen, wie lange der Akku noch hält, um die eigentliche Funktion einer Uhr nutzen zu können und die Zeit zu erfahren? Oder ist es einfach nur eine neue Art der Kommunikation, denn man trifft sich nun nicht mehr zum Rauchen im Freien mit Handy, sondern an der nächsten freien Blu e · 03/2014 Steckdose zum Pläuschchen? Falls letztere Variante ein Grund dafür ist, wäre es zumindest ein Rückschritt im neuen Zeitalter, denn seit wann unterhält man sich eigentlich wieder Face-to-Face – ist doch diese Methode dank der neuen Smartphonewelt schon längst unter Denkmalschutz. Wenn Ihnen also bald einer mit seinem Unterarm vor dem Gesicht hantiert, mag er Ihnen nicht weh tun, sondern den besonderen Moment nutzen und ein tolles Foto von Ihnen machen. Also bitte warten Sie immer einen Augenblick ab, bevor Sie in Abwehrstellung gehen. Derzeit scheint es eher, als ob es eine Männerdomäne bleibt, denn solange die Industrie keine mit Strass besetzten Uhren mit austauschbaren Gehäusen für jeden Anlass anbietet, bleibt es wohl eher dem männlich behaarten Unterarm vorbehalten. Ihre Heike 182