Kolumne
High Definition
High Heels
Beam me up Smartometer!
Es ist schon erstaunlich, was die
Menschheit täglich für Neuheiten auf
den Markt wirft – Neuheiten, die entweder keiner braucht oder Neuheiten,
die essentiell und unwegdenkbar geworden sind.
Unsere Mittagsplaudertischrunde war
im vollen Gange, als sie von einem ständigen Piepton genervt und rüde unterbrochen wurde. Jeder fragte sich, woher
dieses Geräusch käme, bis auf einer.
Dieser hatte sich nämlich ein höchst modernes Accessoire für das Handgelenk
zugelegt, das er noch nicht vollends beherrschte oder besser näher erprobte.
Es handelt sich um ein Handgelenktablet oder -smartphone. Es kann Telefongespräche annehmen, ins Internet gehen, Apps herunterladen und immer auf
dem Social Media Laufenden sein und
ich glaube, man kann auch die Uhrzeit
erfahren. Geweckt wurde unser Interesse aufgrund des nervigen Tons, was
ständig von dieser smarten Uhr ausging.
Da sich der Träger leider an der Grenze
Blu
e · 03/2014
zum WLAN Empfang befand, piepte dieses Accessoire fröhlich und munter vor
sich hin, bis der Träger und seine Uhr
endlich den Raum verließen und wir
schon fast dachten, er hätte sich aus
dem Zimmer gebeamt. Es fühlte sich
schon bald wie in Star Trek an, als das
Beamen zur Tagesordnung gehörte. Also
wo war er nun?
Wozu braucht man nur so einen neumodischen Handgelenksbeschwerer? Vielleicht um Musik zu hören, Bilder zu machen, Schritte zu zählen? Oder einfach
nur, um up-to-date oder trendy zu sein?
Eventuell, um die Faulheit zu fördern,
den Griff in die Tasche zu vermeiden?
Sich neidischen Blicken zu ergötzen,
wenn man sich mit seinem Unterarm
unterhält? Sich ständig zu fragen, wie
lange der Akku noch hält, um die eigentliche Funktion einer Uhr nutzen zu können und die Zeit zu erfahren? Oder ist es
einfach nur eine neue Art der Kommunikation, denn man trifft sich nun nicht
mehr zum Rauchen im Freien mit
Handy, sondern an der nächsten freien
Blu
e · 03/2014
Steckdose zum Pläuschchen? Falls letztere Variante ein Grund dafür ist, wäre
es zumindest ein Rückschritt im neuen
Zeitalter, denn seit wann unterhält man
sich eigentlich wieder Face-to-Face – ist
doch diese Methode dank der neuen
Smartphonewelt schon längst unter
Denkmalschutz.
Wenn Ihnen also bald einer mit seinem
Unterarm vor dem Gesicht hantiert,
mag er Ihnen nicht weh tun, sondern
den besonderen Moment nutzen und
ein tolles Foto von Ihnen machen. Also
bitte warten Sie immer einen Augenblick ab, bevor Sie in Abwehrstellung gehen.
Derzeit scheint es eher, als ob es eine
Männerdomäne bleibt, denn solange
die Industrie keine mit Strass besetzten
Uhren mit austauschbaren Gehäusen
für jeden Anlass anbietet, bleibt es wohl
eher dem männlich behaarten Unterarm vorbehalten.
Ihre Heike
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