Review PS3
„God of War 3“ oder „GTA V“ wäre alles andere als fair, da die Rahmenbedingungen völlig unterschiedlich sind. Des Weiteren macht
Capcom auch nicht den Fehler, mit dem Ultra-Release auf die PlayStation 4 und Xbox
One zu wechseln, da dort die optische
Benchmark noch sehr viel höher liegen würde.
Im Gesamtbild etwas störend sind jedoch die
Cut-Szenen, die den Arcade Modus begleiten. Diese sind im typischen Anime-Stil gezeichnet und harmonieren deshalb nicht
hundertprozentig mit der Modellierung der
restlichen Spielwelt.
Sound
Capcom hat sich bei der Umsetzung der
Soundeffekte und Musik auf das Wesentliche
konzentriert. Die Kämpfe sind mit einer Hintergrundmusik unterlegt, die das Kampfgeschehen nicht stört und zu keiner Zeit fehl
am Platz oder aufdringlich wirkt. Die Vertonung der Charaktere ist in Ordnung, aber es
fehlt an Tiefgang, den sie verbal übermitteln
müssten. Doch im Rahmen der Präsentation
vor den Kämpfen und den Zwischensequenzen funktioniert das ausreichend gut.
Der prominenteste Part gehört wohl dem
Kommentator und Ansager. Schon auf dem
Titel-Bildschirm schreit er einem den Titel
entgegen, sodass klar ist: Wenn Start gedrückt wird, ist es vorbei mit Kindergarten.
Verschiedene Ereignisse während des Kampfes werden ebenfalls kommentiert. Das ist zu
Beginn noch sehr unterhaltsam, kann aber,
wie bei den meisten Kommentatoren in
Sportspielen, irgendwann repetitiv wirken.
Aus diesem Grund war es eine gute Entscheidung, ihn nicht durchgehend plappern zu
lassen.
Singleplayer
Beim Gameplay überzeugte bereits die
Grundversion vor fünf Jahren und es hat sich
auch mit dem Ultra-Update nichts daran geändert. Capcom ist beim Balancing auf die
Wünsche der Fans eingegangen und hat an
einigen Schrauben nachjustiert, es bleibt
146 www.bluray-disc.de
aber zu bezweifeln, dass der Einsteiger davon
etwas merken würde.
Das soll aber nicht heißen, dass Neulinge
nicht gut behandelt werden oder ein schlechteres Spielerlebnis geboten kriegen. Das Gesamtpaket von „ Street Fighter IV“ hat für jeden Erfahrungsgrad und Anspruch etwas Passendes im Köcher.
Capcom hat einen Spagat geschafft, auf den
einige Entwickler bestimmt neidisch sind. Auf
der einen Seite ist „Street Fighter IV“ ein
Spiel, das für Einsteiger zugänglich ist und ihnen sofort das Gefühl gibt, dass sie Kämpfe
mit etwas Geschick für sich entscheiden können. Auf der anderen Seite gibt es eine beeindruckende Tiefe in der Spielmechanik,
den Angriffen, der Verteidigung und Spezialfähigkeiten, wodurch Veteranen stets an ihrem perfekten Spiel feilen können, ohne sich
unterfordert zu fühlen.
Als Anfänger hat man genau genommen zwei
Möglichkeiten, sich dem Spiel zu nähern. Entweder man versucht sich auf der einfachsten
Schwierigkeit und hangelt sich langsam immer weiter nach oben, bis der Punkt kommt,
wo der Computer immer die Oberhand behält, oder man beginnt mit gezieltem Training an einem Charakter. Letzteres ist natürlich nicht das, was man machen möchte,
wenn man zum ersten Mal das Spiel startet.
Letztendlich kommt man aber um ein paar
Runden in der Turnhalle wohl nicht herum,
um ein paar der stärkeren Angriffe meistern
zu können und auch in Kämpfen zu bestehen,
die knapper sind, als man es vielleicht gerne
hätte.
Neben dem Arcade-Modus steht dem SoloSpieler auch noch der bekannte Versus-Mode zur Verfügung, wo er ein Match frei konfi-
gurieren kann. Beide Kämpfer, die Arena,
Handicap, Ultra-Combo und Schwierigkeitsgrad sind nur ein paar der vorhandenen Anpassungsmöglichkeiten, mit denen man den
Kampf erstellen kann, den man sich vorgestellt hat.
Multiplayer
Besonders auf der Mehrspieler-Seite ist es
beeindruckend, wie viel Variation Capcom
dem Spieler verkaufen kann, ohne wirklich
etwas anderes zu bieten. Es geht grundsätzlich immer um das 1-gegen-1-Match, aber
online kommen noch einige neue Aspekte
hinzu.
Neben dem Online-Training, wo man seine
Skills gegen einen echten Partner verfeinern
kann, gibt es Team-Events, bei denen im
One-on-One herausgefunden wird, wer die
fähigeren Freunde hat. Bei diesem Spielmodus wünscht man sich allerdings die Erweiterung um ein Tag-System, um schnell mit einem anderen Mitstreiter im Ring zu tauschen, wenn es brenzlig wird. So kämpft einfach einer nach dem anderen gegeneinander.
Ein weiterer Modus ist das Endless Battle.
Hierbei handelt es sich im Grunde um einen
King-of-the-Hill-Ansatz. Der Gewinner eines
Kampfes bleibt so lange im Ring, bis er besiegt wurde. Die Gegner reihen sich brav in
einer Schlange ein und warten auf ihren Einsatz.
Doch Capcom kann mit Street Fighter eine
Spielweise bedienen, die leider bei vielen
Spielen zu kurz kommt oder gar keine Beachtung mehr findet: Lokaler Multiplayer. Den
klaren Nachteil, den dieser Spielmodus gegenüber seinem Online-Pendant hat, ist natürlich, dass mindestens einer das Haus verlassen muss. Dann jedoch kann es ein sehr
lustiger Abend werden. Ein Sieg wird schließlich noch einmal süßer, wenn der sonst virtuelle Gegner direkt neben einem auf der
Couch sitzt und man ihn kurz freundlich angrinsen kann. Es ist allerdings wie so oft im
Leben und Überheblichkeit zahlt sich auch
hier nur selten aus.
Blu
e · 03/2014