BluLife Magazin 03/2014 | Page 104

Klassiker Die Regisseur Franklin J. Schaffner verdankt die Filmwelt Klassiker wie „Patton“, „Papillon“ und „Planet der Affen“ von 1968. In Letzterem wirkte bekanntermaßen Charlton Heston als Astronaut Taylor mit, der in einer seiner denkwürdigsten Szenen die Menschheit vor den Resten der Freiheitsstatue verflucht. Bereits vier Jahre zuvor gelang dem Gespann Schaffner/Heston mit „Die Normannen kommen“ ein weiteres Glanzstück, welches nun auch endlich auf Blu-ray in den deutschen Handel kommt. NORMANNEN kommen Erstaunlich authentisch wird hier auch das Leben im Mittelalter in herrlichen Bildern auf die Leinwand gebracht. Intrigen, Machtspiele, Liebe, Verrat und großartige Schlachten. Vom Grundprinzip her ist die Handlung zwar nicht so verzwickt und weist auch nicht so viele Wendungen und Charaktere auf wie „Game of Thrones“, darf aber ruhigen Gewissens als so etwas wie die Urgroßmutter der HBO-Serie, respektive der literarischen Vorlage, betrachtet werden. Es gibt den großmüti- Story Nach einer gewonnenen Schlacht gegen die Friesen ist der normannische Ritter Chrysagon (C. Heston) der neue Lehnsherr über ein Druidendorf in Flandern. Der gütige und ehrbare Herrscher zieht jedoch den Unmut der Bevölkerung auf sich, als er den Einflüsterungen seines hinterhältigen Bruders Draco (G. Stockwell) folgt und sein Recht auf die „primae noctis“ bei der Frau des zukünftigen Stammesfürsten einfordert. Voller Wut wendet sich das Volk gegen Chrysagon und verbündet sich mit den zurückgeschlagenen Friesen. gen Helden, der mit Charlton Heston vortrefflich besetzt ist. In seiner Autobiografie schrieb Heston, die Rolle in diesem Film gehöre zu seinen Favoriten. Kein Wunder – birgt die Rolle doch alle Attribute eines tragi- schen Helden. Als ehrbarer Ritter steht er für Ehre und Gottestreue ein. Seine Liebe zu der Frau, die nicht nur nicht seinem Stand entspricht, sondern darüber hinaus auch noch einem anderen versprochen ist, stellt er hintan und würde nie von alleine auf die Idee kommen, die holde Maid zu freien. Sein hinterlistiger Bruder Draco, ebenso großartig von Guy Stockwell – später renommierter Schauspiellehrer und Gründer des Los Angeles Art Theater – dargestellt, ist ein Antagonist wie er im Buche steht. Intrigant und verschlagen verfolgt er seine Ziele, wobei er ganz auf die Macht seiner Worte vertraut. Seine Verschlagenheit, die einzig zum Ziel hat, seinem Bruder die Macht und die Lehnherrschaft abtrünnig zu machen, ist absolut großes Kino. Die holde Maid, auch wenn sie letztendlich nicht ganz so hold ist, wie hier geschrieben steht – schließlich ist auch sie von der Liebe zu dem Lehnsherren erfüllt und lehnt sich mehr oder minder gegen ihr Volk und den angetrauten Ehemann auf – wird von Rosemary Forsyth dargestellt. Vor ihrer Schauspielkarriere arbeitete sie lange Zeit als Model und wurde ein Jahr nach „Die Normannen kommen“ als „Beste Nachwuchsdarstellerin“ für den Golden Globe nominiert. Zwar hätte Charlton Heston lieber die damals bereits populäre Julie Christie als weibliche Hauptdarstellerin gesehen, doch das Studio beharrte auf Forsyth. Franklin J. Schaffner inszenierte mit „Die Normannen kommen“ ein fantastisches und bildgewaltiges Gemälde des 11. Jahrhunderts. Besonders auffällig ist hier, dass fernab von dem damals vorherrschenden Hollywood-Glanz viel Wert auf Authentizität gelegt wurde. Das spiegelt sich nicht nur in der Handlung, sondern insbesondere auch in den großartigen Kostümen wieder. Die Kleidung, die Rüstungen, ja selbst die Frisuren, wurden originalen Überlieferungen, wie beispielsweise dem Teppich von Bayeux, nachempfunden. 104 www.bluray-disc.de Blu e · 03/2014