REVIEW
Klassiker
Deutsche Filmklassiker
Pater Brown
Das schwarze Schaf +
Er kann's nicht lassen
Schauspieler Heinz
Rühmann war einer
der frühen Stars des
deutschen Kinos.
Mit Filmen wie „Die
Feuerzangenbowle“, „Wenn der Vater mit dem Sohne“
oder „Es geschah am hellichten Tag“ avancierte er in den 40er und 50er Jahren zum
Kassenmagneten in den deutschsprachigen
Lichtspielhäusern. Doch auch mit zunehmendem Alter wurde der gebürtige Essener
nicht leiser und überzeugte mit viel Wortwitz und Charme in weiteren empfehlenswerten Filmen. Dazu gehören auch die beiden Pater Brown Verfilmungen „Das
schwarze Schaf“ (1960) und „Er kann’s nicht
lassen“ (1962) nach einer literarischen Vorlage von G. K. Chesterton. Im Gegensatz
zum Original ist die titelgebende Figur aber
kein Brite, sondern tatsächlich ein irischer
Geistlicher, was aber nicht die einzige Abweichung zum Roman darstellt. Das mindert aber keineswegs den Unterhaltungswert der deutschen Leinwandadaptionen
der Krimireihe.
Story
Den Anfang macht „Das schwarze Schaf“. Bereits zuvor wurden Verfilmungen zu den „Pater Brown“ Romanen produziert; u.a. spielte
auch Alec Guiness („Star Wars“ Reihe) die titelgebende Figur. Aber kaum jemand verkörperte den wortwitzigen und analytischen
Geistlichen so gut wie Heinz Rühmann. Mit
einem verschmitzten Lächeln im Gesicht präsentiert er sich dabei nicht nur wesentlich
charmanter, sondern darüber hinaus auch
spitzbübischer, immer mit dem Wissen im
Hinterkopf, dass seine Ermittlungen seinen
kirchlichen Vorgesetzten ein Dorn im Auge
98
www.bluray-disc.de
sind. Eine weitere Abschweifung von der Literaturvorlage, doch
tatsächlich eine essentielle. Denn dieses Element, diese Frechheit,
dieses tendenziös Rebellische ist ein wichtiger Bestandteil, das
die deutschen Verfilmungen positiv vom Rest abhebt. Heinz Rühmann ist zweifelsohne der Mittelpunkt der
Geschichte zu „Das schwarze Schaf“. Mit seinem trotz fortgeschrittenen Alters jungenhaften Charme dominiert er das Geschehen
und lässt Nebendarsteller wie Siegfried Lowitz („Der Alte“), Lina Carstens (sehr char-
mant als Haushälterin Mrs. Smith.), Fritz
Rasp, Karl Schönböck oder Herbert Tiede nur
die zweite Geige spielen, auch wenn diese
dennoch auf Augenhöhe agieren. Selbst nach
über 50 Jahren bietet dieser heitere Krimi
durchweg gute Unterhaltung, allerdings auch
gute Spannung, die sich geschickt während
des Filmes aufbaut und erst zum Finale entlädt.
Die Fortsetzung hört auf den Titel „Er kann's
nicht lassen“, die aufgrund des großen Erfolges bereits zwei Jahre später in die Kinos
kam. Erneut wird Pater Brown in eine noch
friedlichere Gegend versetzt, in der er – wie
es der Zufall so will – erneut mit einem Kriminalfall konfrontiert wird. Zwar kann das Se-
quel qualitativ nicht ganz an seinen Vorgänger anknüpfen, bietet aber dennoch gute Unterhaltung. Das Problem bei diesem Film ist,
dass hin und wieder manche Elemente ein
wenig aufgesetzt und dabei vereinzelt auch
ein wenig albern erscheinen, was manch einer wiederum als innovativ bezeichnen mag.
Dabei präsentiert sich Hauptdarsteller Heinz
Rühmann in seiner zweiten Darbietung als
Pater Brown gewohnt charmant und eloquent, wobei auch das spitzbübisch Freche
nicht fehlen darf. Bis auf Lina Carstens, die ihrem Geistlichen erneut als Haushälterin Mrs.
Smith ins ‚Exil‘ folgt, wurden sämtliche Figuren komplett ausgetauscht. Sogar die Rolle
des Bischoffs wurde mit Rudolf Forster neu
besetzt, was aber vielmehr daran lag, dass
Friedrich Domin 1961 verstorben ist. Davon
abgesehen tummeln sich im Sequel mit Grit
Boettcher („Der WiXXer“), Ruth Maria Kubitschek („Frau Ella“), Horst Tappert („Derrick“)
oder Siegfried Wischnewski („Ein Heim für
Tiere“) eine Menge bekannter Gesichter. Regie führte Axel von Ambesser („Kohlhiesels
Töchter“), der bereits zuvor diverse Male mit
Rühmann zusammen gearbeitet hatte.
Der Film „Die Abenteuer des Kardinal Brown“
wurde bei der aktuellen Veröffentlichungswelle nicht berücksichtigt, was nicht weiter
stört, da das Niveau an die beiden Klassiker
„Das schwarze Schaf“ und „Er kann's nicht
lassen“ nicht wieder erreicht wurde und die
Handlung ohnehin nur lose auf der Figur basiert.
Blulife ·
04/2014