BluLife 04/2014 BluLife 04/2014 | Page 98

REVIEW Klassiker Deutsche Filmklassiker Pater Brown Das schwarze Schaf + Er kann's nicht lassen Schauspieler Heinz Rühmann war einer der frühen Stars des deutschen Kinos. Mit Filmen wie „Die Feuerzangenbowle“, „Wenn der Vater mit dem Sohne“ oder „Es geschah am hellichten Tag“ avancierte er in den 40er und 50er Jahren zum Kassenmagneten in den deutschsprachigen Lichtspielhäusern. Doch auch mit zunehmendem Alter wurde der gebürtige Essener nicht leiser und überzeugte mit viel Wortwitz und Charme in weiteren empfehlenswerten Filmen. Dazu gehören auch die beiden Pater Brown Verfilmungen „Das schwarze Schaf“ (1960) und „Er kann’s nicht lassen“ (1962) nach einer literarischen Vorlage von G. K. Chesterton. Im Gegensatz zum Original ist die titelgebende Figur aber kein Brite, sondern tatsächlich ein irischer Geistlicher, was aber nicht die einzige Abweichung zum Roman darstellt. Das mindert aber keineswegs den Unterhaltungswert der deutschen Leinwandadaptionen der Krimireihe. Story Den Anfang macht „Das schwarze Schaf“. Bereits zuvor wurden Verfilmungen zu den „Pater Brown“ Romanen produziert; u.a. spielte auch Alec Guiness („Star Wars“ Reihe) die titelgebende Figur. Aber kaum jemand verkörperte den wortwitzigen und analytischen Geistlichen so gut wie Heinz Rühmann. Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht präsentiert er sich dabei nicht nur wesentlich charmanter, sondern darüber hinaus auch spitzbübischer, immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass seine Ermittlungen seinen kirchlichen Vorgesetzten ein Dorn im Auge 98 www.bluray-disc.de sind. Eine weitere Abschweifung von der Literaturvorlage, doch tatsächlich eine essentielle. Denn dieses Element, diese Frechheit, dieses tendenziös Rebellische ist ein wichtiger Bestandteil, das die deutschen Verfilmungen positiv vom Rest abhebt. Heinz Rühmann ist zweifelsohne der Mittelpunkt der Geschichte zu „Das schwarze Schaf“. Mit seinem trotz fortgeschrittenen Alters jungenhaften Charme dominiert er das Geschehen und lässt Nebendarsteller wie Siegfried Lowitz („Der Alte“), Lina Carstens (sehr char- mant als Haushälterin Mrs. Smith.), Fritz Rasp, Karl Schönböck oder Herbert Tiede nur die zweite Geige spielen, auch wenn diese dennoch auf Augenhöhe agieren. Selbst nach über 50 Jahren bietet dieser heitere Krimi durchweg gute Unterhaltung, allerdings auch gute Spannung, die sich geschickt während des Filmes aufbaut und erst zum Finale entlädt. Die Fortsetzung hört auf den Titel „Er kann's nicht lassen“, die aufgrund des großen Erfolges bereits zwei Jahre später in die Kinos kam. Erneut wird Pater Brown in eine noch friedlichere Gegend versetzt, in der er – wie es der Zufall so will – erneut mit einem Kriminalfall konfrontiert wird. Zwar kann das Se- quel qualitativ nicht ganz an seinen Vorgänger anknüpfen, bietet aber dennoch gute Unterhaltung. Das Problem bei diesem Film ist, dass hin und wieder manche Elemente ein wenig aufgesetzt und dabei vereinzelt auch ein wenig albern erscheinen, was manch einer wiederum als innovativ bezeichnen mag. Dabei präsentiert sich Hauptdarsteller Heinz Rühmann in seiner zweiten Darbietung als Pater Brown gewohnt charmant und eloquent, wobei auch das spitzbübisch Freche nicht fehlen darf. Bis auf Lina Carstens, die ihrem Geistlichen erneut als Haushälterin Mrs. Smith ins ‚Exil‘ folgt, wurden sämtliche Figuren komplett ausgetauscht. Sogar die Rolle des Bischoffs wurde mit Rudolf Forster neu besetzt, was aber vielmehr daran lag, dass Friedrich Domin 1961 verstorben ist. Davon abgesehen tummeln sich im Sequel mit Grit Boettcher („Der WiXXer“), Ruth Maria Kubitschek („Frau Ella“), Horst Tappert („Derrick“) oder Siegfried Wischnewski („Ein Heim für Tiere“) eine Menge bekannter Gesichter. Regie führte Axel von Ambesser („Kohlhiesels Töchter“), der bereits zuvor diverse Male mit Rühmann zusammen gearbeitet hatte. Der Film „Die Abenteuer des Kardinal Brown“ wurde bei der aktuellen Veröffentlichungswelle nicht berücksichtigt, was nicht weiter stört, da das Niveau an die beiden Klassiker „Das schwarze Schaf“ und „Er kann's nicht lassen“ nicht wieder erreicht wurde und die Handlung ohnehin nur lose auf der Figur basiert. Blulife · 04/2014