REVIEW
Film
Wie der Wind sich hebt
Mit „Wie der Wind sich hebt“ legt Regisseur-Legende Hayao Miyazaki („Mein Nachbar Totoro“) seinen nach eigenen Aussagen
letzten Film vor. In Japan sorgte die Produktion für volle Kinosäle und wohlwollende
Kritiken – aber auch für Kontroversen. Wie
in „Porco Rosso“ frönt Miyazaki inhaltlich
ein letztes Mal seiner Liebe zur Fliegerei. Ab
dem 12. Dezember 2014 erscheint der Anime in Deutschland im Vertrieb von Universum erstmals auf Blu-ray.
Story
Der Junge Jiro Horikoshi träumt davon, mit
selbst entworfenen Flugzeugen durch die
Lüfte zu gleiten. Sein großes Vorbild ist der
italienische Ingenieur Caproni. Doch seine
extreme Kurzsichtigkeit sorgt dafür, dass er
vermutlich nie ein Pilot werden könnte.
Trotzdem absolviert er ein Studium zum
Flugzeugkonstrukteur und findet sogar in der
hübschen Nahoko seine große Liebe. Doch Jiro plagen Albträume vom Krieg und Nahoko
leidet an einer schweren Krankheit, welche
die Liebe des Paares auf die Probe stellt.
terschlagen wird, dass zu diesem Zweck in Japan Zwangsarbeiter aus Korea und China eingesetzt wurden. Genau umgekehrt bemängelten konservative Japaner die Verurteilung
des Krieges im Film. Offenbar konnte der bekennende Pazifist Miyazaki es hier keiner Seite vollends recht machen. Nötig ist dies angesichts der ruhig erzählten Geschichte ohnehin nicht. Zentral sind nämlich weder die
Konstruktionsbedingungen der Flugzeuge
noch das Kriegsszenario, sondern die Hauptcharaktere Jiro und Nahoko bzw. deren Beziehung. Trotzdem kann man verstehen, dass Jiros Träume bzw. deren Zweckentfremdung
vielleicht noch drastischer hätten thematisiert werden können. Im Film konstruiert Jiro
das Kampfflugzeug “Model Zero”, das im
zweiten Weltkrieg eine wichtige Waffe der
Japaner war. Zugleich provoziert Regisseur
Miyazaki damit bewusst Fragen: Werden
Träume zu Albträumen, wenn sie zweckentfremdet werden? Trägt der Erfinder die Verantwortung dafür, was andere mit seinen Erfindungen treiben? Auf diese Fragen gibt
“Wie der Wind sich hebt” keine simplen Antworten, sondern lässt den Zuschauer selbst
entscheiden. Eine klare Moral fehlt.
Genau das macht “Wie der Wind sich hebt”
zu einem Film, der trotz der Altersfreigabe
“ab 6 Jahren” für ein erwachsenes Publikum
gedacht ist. Und so handelt es sich in inhaltlicher Sicht um einen überaus passenden
Schlussstrich unter Miyazakis Laufbahn als
einer der wichtigsten Anime-Regisseure
überhaupt. Miyazaki regt sein Publikum ein
letztes Mal zum Nachdenken an und überlässt den Zuschauern die Suche nach Antwor-
Hayao Miyazaki beendet seine Karriere als
Regisseur treffenderweise mit einem Film,
der sich wie viele seiner Filme (“Porco Ros-
so”) wesentlich mit dem Motiv des Fliegens
beschäftigt. Dabei erntete “Wie der Wind
sich hebt” allerdings auch vielseitige Kritik.
Zum Teil wurde der Film als zu unkritisch bezüglich des Flugzeugbaus bewertet, da un-
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Blulife ·
04/2014