BluLife 04/2014 BluLife 04/2014 | Page 66

REVIEW Film Wie der Wind sich hebt Mit „Wie der Wind sich hebt“ legt Regisseur-Legende Hayao Miyazaki („Mein Nachbar Totoro“) seinen nach eigenen Aussagen letzten Film vor. In Japan sorgte die Produktion für volle Kinosäle und wohlwollende Kritiken – aber auch für Kontroversen. Wie in „Porco Rosso“ frönt Miyazaki inhaltlich ein letztes Mal seiner Liebe zur Fliegerei. Ab dem 12. Dezember 2014 erscheint der Anime in Deutschland im Vertrieb von Universum erstmals auf Blu-ray. Story Der Junge Jiro Horikoshi träumt davon, mit selbst entworfenen Flugzeugen durch die Lüfte zu gleiten. Sein großes Vorbild ist der italienische Ingenieur Caproni. Doch seine extreme Kurzsichtigkeit sorgt dafür, dass er vermutlich nie ein Pilot werden könnte. Trotzdem absolviert er ein Studium zum Flugzeugkonstrukteur und findet sogar in der hübschen Nahoko seine große Liebe. Doch Jiro plagen Albträume vom Krieg und Nahoko leidet an einer schweren Krankheit, welche die Liebe des Paares auf die Probe stellt. terschlagen wird, dass zu diesem Zweck in Japan Zwangsarbeiter aus Korea und China eingesetzt wurden. Genau umgekehrt bemängelten konservative Japaner die Verurteilung des Krieges im Film. Offenbar konnte der bekennende Pazifist Miyazaki es hier keiner Seite vollends recht machen. Nötig ist dies angesichts der ruhig erzählten Geschichte ohnehin nicht. Zentral sind nämlich weder die Konstruktionsbedingungen der Flugzeuge noch das Kriegsszenario, sondern die Hauptcharaktere Jiro und Nahoko bzw. deren Beziehung. Trotzdem kann man verstehen, dass Jiros Träume bzw. deren Zweckentfremdung vielleicht noch drastischer hätten thematisiert werden können. Im Film konstruiert Jiro das Kampfflugzeug “Model Zero”, das im zweiten Weltkrieg eine wichtige Waffe der Japaner war. Zugleich provoziert Regisseur Miyazaki damit bewusst Fragen: Werden Träume zu Albträumen, wenn sie zweckentfremdet werden? Trägt der Erfinder die Verantwortung dafür, was andere mit seinen Erfindungen treiben? Auf diese Fragen gibt “Wie der Wind sich hebt” keine simplen Antworten, sondern lässt den Zuschauer selbst entscheiden. Eine klare Moral fehlt. Genau das macht “Wie der Wind sich hebt” zu einem Film, der trotz der Altersfreigabe “ab 6 Jahren” für ein erwachsenes Publikum gedacht ist. Und so handelt es sich in inhaltlicher Sicht um einen überaus passenden Schlussstrich unter Miyazakis Laufbahn als einer der wichtigsten Anime-Regisseure überhaupt. Miyazaki regt sein Publikum ein letztes Mal zum Nachdenken an und überlässt den Zuschauern die Suche nach Antwor- Hayao Miyazaki beendet seine Karriere als Regisseur treffenderweise mit einem Film, der sich wie viele seiner Filme (“Porco Ros- so”) wesentlich mit dem Motiv des Fliegens beschäftigt. Dabei erntete “Wie der Wind sich hebt” allerdings auch vielseitige Kritik. Zum Teil wurde der Film als zu unkritisch bezüglich des Flugzeugbaus bewertet, da un- 66 www.bluray-disc.de Blulife · 04/2014