BluLife 04/2014 BluLife 04/2014 | Page 38

SPEZIAL Film Heiliges Kanonenrohr”Batman!” Batman 1966 “Na, na, na, – Batman” - junge Fans mögen den dunklen Ritter neben seinen Com i c - A u f t r i tte n vor allen durch die ernsthaften Filme des Regisseurs Christopher Nolan oder die neueste CGI-Serie “Beware the Batman” lieben gelernt haben. Doch bis vor wenigen Jahren musste der geneigte Träger eines Batman-Shirts nur wenige Schritte auf die Straße treten, bevor ein möglicherweise simpleres Gemüt ihm lauthals ein “Na, na, na – Batman” entgegenschleuderte. Die prägnante Melodie des Titelsongs der TVSerie aus dem Jahr 1966 hat besonders in Deutschland das Bild des maskierten Rächers entscheidend mitbestimmt – aus Sicht vieler Fans alles andere als zum Guten. Erst in den letzten Jahren, nachdem Christopher Nolan mit seiner Trilogie zu “The Dark Knight” das ideale Gegenstück lieferte, entdeckte man auch im deutschen, wenig comicaffinen Mainstream, stärker die ernst zu nehmenden Seiten des Dunklen Ritters. Zugleich ist in den Herzen der Fans neben dem grimmigen Batman heute ebenfalls Platz für eine andere, verspielte Alternative und die TV-Serie aus den 1966ern hat neue Anhänger gefunden. Im aktuellen Game “Lego Batman 3: Jenseits von Gotham” widmet sich ein ganzes Bonus-Level der Kultserie. Sogar Hauptdarsteller Adam West schlüpfte als Sprecher erneut mit Augenzwinkern in die Rolle des Batman. Im November ist die Serie mit 120 Episoden in drei Staffeln außerdem weltweit das allererste Mal auf DVD und Blu-ray erschienen. Grund genug für uns, in diesem Heft nicht nur das HDSet im Review vorzustellen, sondern auch einen Blick zurück auf die bewegte Geschichte hinter der Heimkino-Auswertung zu werfen. 38 www.bluray-disc.de Wie bereits erwähnt, hatte die TV-Serie aus den Jahren 1966-1968 mit dem schlichten Titel “Batman” lange Zeit bei Fans einen schweren Stand. Gehalten im bewusst überzogen-albernen Stil der damaligen Zeit, rümpften spätestens seit Frank Millers knallharter Revitalisierung des Dunklen Ritters im Graphic Novel “The Dark Knight Returns” Comic-Fans die Nase über die vermeintlich kindische Serie von damals. Tim Burtons Filme “Batman” und “Batman Returns” sowie die renommierte Zeichentrickserie “Batman: The Animated Series” sorgten anschließend dafür, dass kaum ein Batman-Fan noch ohne schmerzverzerrte Miene an die Tanzeinlagen von Batman (A. West) und Robin (B. Ward) aus den 1960ern zurückden ken mochte. Verschlimmert wurde diese Aversion ungeplant durch Joel Schumachers zweiten Batman-Streifen aus dem Jahr 1997, “Batman und Robin”. Der Kassenflop und von Kritikern weltweit gebrandmarkte Film wurde häufig als geistiger Nachfolger der Serie mit Adam West und Burt Ward bewertet. Allerdings ist dieser Vergleich bei genauerem Hinsehen irreführend. Wo “Batman und Robin” zwar wie die TV-Serie mit allerlei überzogenen Albernheiten aufwarten konnte, fehlte die intelligente Ironie, welche den Humor der Serie mit subtiler Intelligenz unterfüttert hatte. Produzent William Dozier und sein Team haben die TVSerie “Batman” von Anfang an so konzipiert, dass Kinder einerseits ihre Abenteuerlust bei Batmans überdrehten Kämpfen gegen Schurken wie den Joker, den Pinguin oder den Riddler stillen können und Erwachsene andererseits die Überzogenheit und Ironie der absurden Handlungsbögen oder unerschöpflichen Gadgets aus Batmans Gürtel belächeln. Viele Fans vergessen heute, dass erst die Serie aus den 1960ern Schurken wie besagten Riddler ins Rampenlicht gerückt hat. Bevor Frank Gorshin den Riddler innerhalb der TV-Serie zu einer der Lieblingsfiguren der Zuschauer aufsteigen ließ, war der Riddler eine weitgehend unbekannte Fi- gur mit wenigen Auftritten innerhalb der Batman-Kontinuität. Erst durch die Fernsehserie und deren Beliebtheit gelangte der Riddler in den Comics zu mehr Präsenz und Popularität. Der Einfluss der Fernsehserie bzw. Gorshins spiegelt sich bis in die jüngste Zeit wider. In der Zeichentrickserie “The Batman” aus dem Jahr 2005 übernahm Gorshin nochmals für mehrere Episoden kurz vor seinem Tod stimmlich die Rolle des Riddlers. Auch Adam West verkörperte für die Animationsserie erneut eine Rolle innerhalb des Batman-Universums – allerdings nicht die des Dunklen Ritters, sondern die des Bürgermeisters von Gotham City. Überhaupt sollte West auch nach der Einstellung der TV-Serie noch diverse Male mit dem maskierten Rächer und seiner Welt in Berührung kommen. Bereits 1977 lieh er seine Stimme nämlich Batman in der Zeichentrickserie “The New Adventures of Batman”. Erst in den späten 1970ern und frühen 1980ern geriet “Batman”, die schräge TV-Serie, zumindest in den USA schleichend in Vergessenheit. Comic-Autoren / - Zeichner wie Dennis O'Neil und Neal Adams forcierten mit Titeln wie “There is No Hope in Crime Alley” (1976), einer Geschichte, die Dr. Leslie Thompkins in den Batman-Mythos einführte, wieder einen ernsteren Batman. Sie wollten sich bewusst vom sogenannten “Camp” der TV-Serie und früheren Silver-Age-Comics distanzieren. Dieser Paradigmenwechsel stieß bei Fans auf enorme Gegenliebe. Die Bewegung gipfelte in Frank Millers bereits angesprochenem “The Dark Knight Returns”, einer Graphic Novel, die nicht nur als eine der besten Batman-Storys, sondern auch eine der besten Comic-Geschichten überhaupt gilt. Während Batman-Fans frohlockten, hatte mindestens ein Mensch unter diesen Entwicklungen zu leiden: Adam West konnte sich des Images als herumkaspernder Batman nicht entledigen. Der Held, der ihm Mitte der 1960er zu ungeahnter Beliebtheit verhalf, war nun bei Castings sein Untergang. Leider ergatterte der liebenswerte Schau- Blulife · 04/2014