SPEZIAL
Film
Heiliges Kanonenrohr”Batman!”
Batman 1966
“Na, na, na, –
Batman” - junge
Fans mögen den
dunklen Ritter
neben seinen Com i c - A u f t r i tte n
vor allen durch
die ernsthaften
Filme des Regisseurs
Christopher Nolan oder
die neueste CGI-Serie “Beware the Batman”
lieben gelernt haben. Doch bis vor wenigen
Jahren musste der geneigte Träger eines
Batman-Shirts nur wenige Schritte auf die
Straße treten, bevor ein möglicherweise
simpleres Gemüt ihm lauthals ein “Na, na,
na – Batman” entgegenschleuderte.
Die prägnante Melodie des Titelsongs der TVSerie aus dem Jahr 1966 hat besonders in
Deutschland das Bild des maskierten Rächers
entscheidend mitbestimmt – aus Sicht vieler
Fans alles andere als zum Guten. Erst in den
letzten Jahren, nachdem Christopher Nolan
mit seiner Trilogie zu “The Dark Knight” das
ideale Gegenstück lieferte, entdeckte man
auch im deutschen, wenig comicaffinen
Mainstream, stärker die
ernst zu nehmenden Seiten
des Dunklen Ritters. Zugleich ist in den Herzen der
Fans neben dem grimmigen
Batman heute ebenfalls
Platz für eine andere, verspielte Alternative und die
TV-Serie aus den 1966ern
hat neue Anhänger gefunden. Im aktuellen
Game “Lego Batman 3: Jenseits von Gotham”
widmet sich ein ganzes Bonus-Level der Kultserie. Sogar Hauptdarsteller Adam West
schlüpfte als Sprecher erneut mit Augenzwinkern in die Rolle des Batman. Im November ist die Serie mit 120 Episoden in drei Staffeln außerdem weltweit das allererste Mal
auf DVD und Blu-ray erschienen. Grund genug für uns, in diesem Heft nicht nur das HDSet im Review vorzustellen, sondern auch einen Blick zurück auf die bewegte Geschichte
hinter der Heimkino-Auswertung zu werfen.
38
www.bluray-disc.de
Wie bereits erwähnt, hatte die TV-Serie aus
den Jahren 1966-1968 mit dem schlichten Titel “Batman” lange Zeit bei Fans einen
schweren Stand. Gehalten im bewusst überzogen-albernen Stil der damaligen Zeit,
rümpften spätestens seit Frank Millers knallharter Revitalisierung des Dunklen Ritters im
Graphic Novel “The Dark Knight Returns” Comic-Fans die Nase über die vermeintlich kindische Serie von damals. Tim
Burtons Filme “Batman” und
“Batman Returns” sowie die renommierte Zeichentrickserie
“Batman: The Animated Series”
sorgten anschließend dafür,
dass kaum ein Batman-Fan
noch ohne schmerzverzerrte
Miene an die Tanzeinlagen von Batman (A.
West) und Robin (B. Ward) aus den 1960ern
zurückden ken mochte. Verschlimmert wurde
diese Aversion ungeplant durch Joel Schumachers zweiten Batman-Streifen aus dem Jahr
1997, “Batman und Robin”. Der Kassenflop
und von Kritikern weltweit gebrandmarkte
Film wurde häufig als geistiger Nachfolger
der Serie mit Adam West und Burt Ward bewertet. Allerdings ist dieser Vergleich bei genauerem Hinsehen irreführend. Wo “Batman
und Robin” zwar wie die TV-Serie
mit allerlei überzogenen Albernheiten aufwarten konnte, fehlte die intelligente Ironie, welche den Humor
der Serie mit subtiler Intelligenz unterfüttert hatte. Produzent William
Dozier und sein Team haben die TVSerie “Batman” von Anfang an so
konzipiert, dass Kinder einerseits ihre Abenteuerlust bei Batmans überdrehten
Kämpfen gegen Schurken wie den Joker, den
Pinguin oder den Riddler stillen können und
Erwachsene andererseits die Überzogenheit
und Ironie der absurden Handlungsbögen
oder unerschöpflichen Gadgets aus Batmans
Gürtel belächeln. Viele Fans vergessen heute, dass erst die Serie aus den 1960ern Schurken wie besagten Riddler ins Rampenlicht gerückt hat. Bevor Frank Gorshin den Riddler
innerhalb der TV-Serie zu einer der Lieblingsfiguren der Zuschauer aufsteigen ließ, war
der Riddler eine weitgehend unbekannte Fi-
gur mit wenigen Auftritten innerhalb der Batman-Kontinuität. Erst durch die Fernsehserie
und deren Beliebtheit gelangte der Riddler in
den Comics zu mehr Präsenz und Popularität.
Der Einfluss der Fernsehserie bzw. Gorshins
spiegelt sich bis in die jüngste Zeit wider. In
der Zeichentrickserie “The Batman” aus dem
Jahr 2005 übernahm Gorshin nochmals für
mehrere Episoden kurz vor seinem Tod
stimmlich die Rolle des Riddlers. Auch Adam West verkörperte für die Animationsserie
erneut eine Rolle innerhalb des
Batman-Universums – allerdings nicht die des Dunklen Ritters, sondern die des Bürgermeisters von Gotham City.
Überhaupt sollte West auch nach der Einstellung der TV-Serie noch diverse Male mit dem
maskierten Rächer und seiner Welt in Berührung kommen. Bereits 1977 lieh er seine
Stimme nämlich Batman in der Zeichentrickserie “The New Adventures of Batman”.
Erst in den späten 1970ern und frühen
1980ern geriet “Batman”, die schräge TV-Serie, zumindest in den USA schleichend in Vergessenheit. Comic-Autoren / - Zeichner wie
Dennis O'Neil und Neal Adams forcierten mit
Titeln wie “There is No Hope in Crime Alley”
(1976), einer Geschichte, die Dr. Leslie
Thompkins in den Batman-Mythos einführte,
wieder einen ernsteren Batman. Sie wollten
sich bewusst vom sogenannten “Camp” der
TV-Serie und früheren Silver-Age-Comics distanzieren. Dieser Paradigmenwechsel stieß
bei Fans auf enorme Gegenliebe. Die Bewegung gipfelte in Frank Millers bereits angesprochenem “The Dark Knight Returns”, einer Graphic Novel, die nicht nur als eine der
besten Batman-Storys, sondern auch eine
der besten Comic-Geschichten überhaupt
gilt. Während Batman-Fans frohlockten, hatte mindestens ein Mensch unter diesen Entwicklungen zu leiden: Adam West konnte
sich des Images als herumkaspernder Batman nicht entledigen. Der Held, der ihm Mitte der 1960er zu ungeahnter Beliebtheit verhalf, war nun bei Castings sein Untergang.
Leider ergatterte der liebenswerte Schau-
Blulife ·
04/2014