REVIEW
TV-Serien
Ein seltenes Ereignis: Die amerikanische Serienproduktion „Black Sails“, ein loses Prequel zu Robert Louis Stevensons „Die
Schatzinsel“, erscheint mit der kompletten
Season 1 in Deutschland auf Blu-ray, noch
bevor die USA eine HD-Version fürs Heimkino erreicht. Produziert von Michael Bay, in
den USA von Starz ausgestrahlt („Spartacus:
Blood and Sand“), und gedreht in Südafrika,
schickt sich die Piraten-Serie an, mit ihren
visuellen Reizen Fans von leichter Unterhaltung für sich zu gewinnen.
Story
Captain Flint (T. Stephens) ist zwar ein berüchtigter Freibeuter, doch seine Crew hegt
Zweifel an seinen Qualitäten. Der große
Goldregen bleibt seit langer Zeit aus. Nur
sein Quartiermeister Gates (M. Ryan) ist ihm
gegenüber weiterhin loyal. Dagegen verfolgt
John Silver (L. Arnold), der an Bord ausge-
102 www.bluray-disc.de
rechnet als Koch sein Dasein fristet, insgeheim eigene Pläne. In Nassau trifft die illustre
Besatzung auf Gestalten wie Eleanor Guthrie
(H. New), die eine Taverne unterhält oder die
geheimniskrämerische Prostituierte Max (J.
Parker Kennedy), die ähnlich Silver ihre eigenen Ziele verfolgt. Wer hier über die Planke
gehen muss oder am Ende oben schwimmt –
das wird erst die Zeit zeigen.
„Black Sails“ sorgte bereits vor der Premiere
für einige Aufmerksamkeit. Eine aufwendig
produzierte Piraten-Serie und der Name Michael Bay ließen Action-Fans aufhorchen. Zumal der US-Sender Starz für seinen Hang zu
visuell beeindruckenden Produktionen bekannt ist, wie etwa „Spartacus: Blood and
Sand“ oder „DaVinci's Demons“ unterstreichen. „Black Sails“ erweist sich innerhalb der
ersten acht Folgen aber als unausgereifter
Mix aus Schauwerten und dem Versuch, den
Charakteren Profil zu verleihen bzw. einen roten Handlungsfaden zu weben. Zwar ergeht
man sich nicht so extrem in Sex und Gewalt
wie beispielsweise ein „Spartacus“, lässt aber
das einnehmende Intrigenspiel eines „DaVinci's Demons“ vermissen. Zumal für eine Serie
mit dem Titel „Black Sails“ erstaunlich wenig
Seegang herrscht. Das Gros des Geschehens
spielt sich an Land ab. Eine nachvollziehbare
Entscheidung, wenn man das Budget einer
TV-Serie mit einem Kinofilm vergleicht – dennoch für den Zuschauer über weite Strecken
enttäuschend. Dazu kommt, dass viele CGIEffekte sehr offensichtlich sind. Wo diese
Künstlichkeit bei „Spartacus“ zum comicartig, überzogenen Stil der Serie passte, fühlen
sich die teils computergenerierten Schiffe
hier wie Fremdkörper an. Im Ergebnis weiß
„Black Sails“ in Season 1 weder mit seiner
Optik noch mit der etwas zähen Handlung
vollends zu überzeugen. Erst in den späteren
Folgen kommt die Jagd nach den Schätzen
sowie die Verflechtung der Figuren-Beziehungen in Schwung.
Am Ende muss „Black Sails“, ähnlich „Spartacus“ in den ersten Episoden, noch die Balance aus reißerischer Inszenierung und Story
finden. Hier hatte es die Serie um den rebellierenden Gladiator durch seinen deutlich
charismatischeren Cast um Andy Whitfield
und John Hannah leichter, über die Kinderkrankheiten der ersten Stunden hinwegzu-
Blulife ·
04/2014