Film
THE COUNSELOR
Ridley Scott gehört zu den größten Regisseuren unserer Zeit, einige wirkliche Klassiker der Kinogeschichte zählen zu den Werken dieses Ausnahmekünstlers. Bereits
1979, nach seinem bei Kritikern viel beachteten Erstling „Die Duellisten“, bescherte er
der Kinowelt einen Science Fiction-Meilenstein, der das Genre völlig neu definierte:
„Alien“ wurde spät, nicht unerheblich durch
die Auswertung auf Video, DVD und Blu-ray,
zum Kassenschlager und beeinflusste spätere Vertreter dieser Filmsparte maßgeblich.
Bereits mit dem Nachfolger von „Alien“,
nämlich „Blade Runner“, vermochte es
Scott, sich selbst ein Denkmal zu setzen;
auch mit diesem wegweisenden Werk inspirierte der Regisseur für viele Jahre andere
Filmschaffende.
Im Laufe der Jahre konnte Scott durch seine
Werke immer wieder Akzente setzen, erhielt
in aller Regel wohlwollende bis lobpreisende
Aufnahme bei Kritikern. Der absolute Erfolg
an den Kinokassen blieb dem Ausnahmeregisseur jedoch versagt, bis er sich eines totgesagten Genres annahm: Mit der Wiederbelebung des Sandalenfilms durch das Historienepos „Gladiator“ etablierte sich Scott
nicht nur als Garant für volle Kinokassen im
Hollywood-Olymp, nach einer Nominierung
für den Regie-Oscar für „Thelma & Louise“
wurde er für „Gladiator“ ein weiteres Mal
nominiert. Mit „The Counselor“ legt der in jedem Genre versierte Regisseur nach „American Gangster“ und „Der Mann, der niemals
lebte“ wieder einen Thriller vor. Das Drehbuch zu „The Counselor“ schrieb der Autor
von „No Country for Old Men“ Cormac
McCarthy.
in El Paso, der eigentlich bereits alles hat. Der
Bentley Continental gehört genauso zum
Pflichtbesitz wie ein ultramodernes Traumhaus. Eine Selbstverständlichkeit sind millionenschwere Geschenke für die Liebe seines
Lebens Laura (P. Cruz). Doch dieser Lifestyle
bezahlt sich nicht so ohne weiteres, und genug haben kann man ohnehin nie, auch nicht
mit dem Verdienst eines Anwalts. Und so tut
sich der Counselor mit dem zwielichtigen
Nachtclubbesitzer Reiner (J. Bardem, im
wahren Leben Ehemann von Penélope Cruz)
zusammen und beteiligt sich an einem von
dem noch zwielichtigeren Westray (B. Pitt)
eingefädelten Drogendeal. In Zusammenarbeit mit der mexikanischen Drogenmafia sollen 625 Kilo Kokain über die Grenze in die
USA geschafft werden, und vom Reingewinn
sollen 20 Millionen Dollar für den Counselor
sein. Doch die Ladung verschwindet, und die
Mexikaner machen sich mitleidlos an die Verfolgung der Spuren, denn: Alle Folgen sind
nicht persönlich, es geht nur ums Geschäft.
Bereits zu Beginn von „The Counselor“ werden zwei Tatsachen sonnenklar: Zum einen
ist der namensgebende Protagonist unsterblich verliebt in seine Geliebte und ist aus diesem Grunde bereit, ein Kapitalverbrechen zu
begehen; ein Umstand der gerade für einen
Rechtsvertreter bemerkenswert ist. Zum anderen ist jegliches Handeln aller bestimmt
von der unsäglichen Gier nach Luxus und verschwenderischem Lebensstil, also dem Geld,
um all das finanzieren zu können. Jede Gefahr, alle Bedenken und Warnungen, selbst
von Beteiligten, werden ignoriert, da man
sich als eher unbeteiligt und daher unantastbar sieht. Dies wird von Ridley Scott in Hochglanz-Bildern gezeigt, in denen die Akteure
nie mit der dreckigen Realität der Drogenproduktion, des Umschlages, Transportes
und Verkaufs in Berührung kommen und so
auch die Tatsache ignorieren können, dass
sehr viele Menschen im Umfeld des Deals
auf brutalste Weise ihr Leben verlieren. Erst
als jeder einzelne die allumfassende Erkenntnis der eigenen Schuld erreicht, auch an
Story
Der namenlose „Counselor“ (M. Fassbender)
ist ein gewiefter, sehr wohlhabender Anwalt
82 www.bluray-disc.de
Blu
e · 01/2014