Blulife 01-2014 01-2014 | Page 82

Film THE COUNSELOR Ridley Scott gehört zu den größten Regisseuren unserer Zeit, einige wirkliche Klassiker der Kinogeschichte zählen zu den Werken dieses Ausnahmekünstlers. Bereits 1979, nach seinem bei Kritikern viel beachteten Erstling „Die Duellisten“, bescherte er der Kinowelt einen Science Fiction-Meilenstein, der das Genre völlig neu definierte: „Alien“ wurde spät, nicht unerheblich durch die Auswertung auf Video, DVD und Blu-ray, zum Kassenschlager und beeinflusste spätere Vertreter dieser Filmsparte maßgeblich. Bereits mit dem Nachfolger von „Alien“, nämlich „Blade Runner“, vermochte es Scott, sich selbst ein Denkmal zu setzen; auch mit diesem wegweisenden Werk inspirierte der Regisseur für viele Jahre andere Filmschaffende. Im Laufe der Jahre konnte Scott durch seine Werke immer wieder Akzente setzen, erhielt in aller Regel wohlwollende bis lobpreisende Aufnahme bei Kritikern. Der absolute Erfolg an den Kinokassen blieb dem Ausnahmeregisseur jedoch versagt, bis er sich eines totgesagten Genres annahm: Mit der Wiederbelebung des Sandalenfilms durch das Historienepos „Gladiator“ etablierte sich Scott nicht nur als Garant für volle Kinokassen im Hollywood-Olymp, nach einer Nominierung für den Regie-Oscar für „Thelma & Louise“ wurde er für „Gladiator“ ein weiteres Mal nominiert. Mit „The Counselor“ legt der in jedem Genre versierte Regisseur nach „American Gangster“ und „Der Mann, der niemals lebte“ wieder einen Thriller vor. Das Drehbuch zu „The Counselor“ schrieb der Autor von „No Country for Old Men“ Cormac McCarthy. in El Paso, der eigentlich bereits alles hat. Der Bentley Continental gehört genauso zum Pflichtbesitz wie ein ultramodernes Traumhaus. Eine Selbstverständlichkeit sind millionenschwere Geschenke für die Liebe seines Lebens Laura (P. Cruz). Doch dieser Lifestyle bezahlt sich nicht so ohne weiteres, und genug haben kann man ohnehin nie, auch nicht mit dem Verdienst eines Anwalts. Und so tut sich der Counselor mit dem zwielichtigen Nachtclubbesitzer Reiner (J. Bardem, im wahren Leben Ehemann von Penélope Cruz) zusammen und beteiligt sich an einem von dem noch zwielichtigeren Westray (B. Pitt) eingefädelten Drogendeal. In Zusammenarbeit mit der mexikanischen Drogenmafia sollen 625 Kilo Kokain über die Grenze in die USA geschafft werden, und vom Reingewinn sollen 20 Millionen Dollar für den Counselor sein. Doch die Ladung verschwindet, und die Mexikaner machen sich mitleidlos an die Verfolgung der Spuren, denn: Alle Folgen sind nicht persönlich, es geht nur ums Geschäft. Bereits zu Beginn von „The Counselor“ werden zwei Tatsachen sonnenklar: Zum einen ist der namensgebende Protagonist unsterblich verliebt in seine Geliebte und ist aus diesem Grunde bereit, ein Kapitalverbrechen zu begehen; ein Umstand der gerade für einen Rechtsvertreter bemerkenswert ist. Zum anderen ist jegliches Handeln aller bestimmt von der unsäglichen Gier nach Luxus und verschwenderischem Lebensstil, also dem Geld, um all das finanzieren zu können. Jede Gefahr, alle Bedenken und Warnungen, selbst von Beteiligten, werden ignoriert, da man sich als eher unbeteiligt und daher unantastbar sieht. Dies wird von Ridley Scott in Hochglanz-Bildern gezeigt, in denen die Akteure nie mit der dreckigen Realität der Drogenproduktion, des Umschlages, Transportes und Verkaufs in Berührung kommen und so auch die Tatsache ignorieren können, dass sehr viele Menschen im Umfeld des Deals auf brutalste Weise ihr Leben verlieren. Erst als jeder einzelne die allumfassende Erkenntnis der eigenen Schuld erreicht, auch an Story Der namenlose „Counselor“ (M. Fassbender) ist ein gewiefter, sehr wohlhabender Anwalt 82 www.bluray-disc.de Blu e · 01/2014