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Film tere Synchronfassung angefertigt, wobei die zweite Version von 1968 neben Harry Wüstenhagen (als Sprecher von Strolch) noch einige weitere Originalsprecher von der ersten Fassung bietet. Im Jahr 2002 sollte mit „Susi und Strolch 2: Kleine Strolche – Großes Abenteuer!“ ein zur damaligen Zeit in Mode gekommene Direct-to-Video Fortsetzung auf den Markt kommen, die aber nicht wirklich an die Qualität des Originals herankommt. Mit „Dornröschen“ kam 1959 ein weiterer Zeichentrickfilm in die Kinos, der nach langen Jahren mal wieder auf einem Märchen basierte. In diesem Fall diente erneut eine Geschichte von Charles Perrault als Vorlage, wobei den meisten im deutschsprachigen Raum sicherlich die Adaption der Gebrüder Grimm bekannter sein dürfte. In technischer Hinsicht wurde viel Wert auf Innovation gesetzt, da die Produktion nicht nur im Breitbild-Verfahren Technirama 70 zu sehen war, sondern darüber hinaus (wie auch schon bei „Susi & Strolch“) auch Stereoton bot. Das neue Ansichtsverhältnis war möglich, da der kreative Kopf Ub Iwerks ein spezielles anamorphotisches Weitwinkelobjektiv entwickelte, das diese Darstellungsform erst möglich werden ließ. Das bedeutete aber zugleich steigende Ausgaben, so dass das Budget f ür damalige Verhältnisse auf gigantische 7 Millionen US- Dollar anwuchs und der Film mit einem Einspielergebnis von zunächst nur ca. 3 Millionen US-Dollar rechnerisch ein Flop war. Erst nach den weiteren Aufführungen, die in den kommenden Jahren folgten, schrieb man bei diesem Film schwarze Zahlen. Dennoch wurde „Dornröschen“ zunächst von Kritikern verschmäht, aber von den Fans geliebt. Erst nach einigen Jahren erntete der 16. abendfüllende Zeichentrickfilm der Walt-DisneyStudios von der Fachwelt wohlwollende Worte. Im Disneyland Resort in Paris steht übrigens ein Nachbau des Schlosses, in welchem Prinzessin Aurora im Film geschlafen hat. Märchenland Adieu… „101 Dalmatiner“ (1961) leitete im Hause Disney eine Menge Innovationen ein. So wurde zum einen die Ink & Paint Abteilung komplett geschlossen, da man bei dieser Produktion zum ersten Mal den Xerox Prozess eingesetzt hatte, bei dem animierte Zeichnungen direkt auf Zelluloid aufgebracht wurden. Da „Dornröschen“ nicht die erhofften Einspielergebnisse brachte, musste das Budget beim Zeichentrickstudio erheblich gestrafft werden. Aus diesem Grund entwickelte Ub Iwerks speziell einen Prozess, der auf der Xerographie basiert. Dadurch änderte sich aber erheblich der endgültige Zei- chenstil der Filme, da die zuvor fein nachgezeichneten Linien aus den Vorlagen nun entfielen und einem kantigeren Stil weichen mussten. Aus diesem Grund machten die Zeichner aus der Not eine Tugend und wählten einen eckigeren, rauen Zeichenstil. Zudem passten sie ebenfalls die Farbgebung diesem weniger realistischen Stil an. Was manche nicht wissen: Walt Disney selbst gefiel dieser raue Look überhaupt nicht. Trotz des neuen Prozesses war die Produktion nicht minder aufwändig. Durch die neue Technik wurden detaillierte Massenszenen möglich, wobei zudem mehr Feinheiten in einzelne Figuren oder Objekte berücksichtigt werden konnten. Das war aber noch längst nicht alles, denn es war ebenso ein Novum, dass zum ersten Mal Personen vereinzelt anatomisch inkorrekt gezeichnet wurden, was sich bei „101 Dalmatiner“ in Form der Ähnlichkeit mancher Hunde mit ihren Besitzern bemerkbar macht. Neben den putzigen Vierbeinern war es gerade die Antagonistin Cruella De Vil, die beim Publikum besonders in Erinnerung blieb und mitunter sehr polarisierte. Obendrein wurde die Handlung, welche übrigens auf dem 1956 erschienenen Roman „Hundertundein Dalmatiner“ von Dodie Smith basiert, zum ersten Mal in der Geschichte des Studios in die Neuzeit transponiert. Kein Märchenland wie in den vorigen Filmen, sondern Autos auf den Straßen, vertraute Kulissen und Fernsehapparate im Wohnzimmer prägen das Bild. Zudem finden sich auch ironische oder gar satirische Elemente in einigen Szenen wieder. Das spiegelt sich auch in der enthaltenen Musik wieder, die den Zeitgeist der 50er und 60er aufgriff und starke Jazz-Einflüsse zeigt. Ursprünglich in Deutschland unter dem Titel „Pongo und Perdita“ veröffentlicht (bei der Zweitaufführung: „Pongo und Perdi – Aben- 32 www.bluray-disc.de Blu e · 01/2014