BIG PICTURE digital 06/2015 | Page 40

Home Cinema /Thriller John Wick Sein Spitzname ist „Babaj“ – „schwarzer Mann“. New Yorks Russenmafia soll am eigenen Leib erfahren, dass Keanu Reeves‘ Action-Alter-Ego den nicht zu Unrecht trägt M it seinem Ford Mustang ein paar Rallye-Runden auf dem alten Flughafengelände drehen – zu mehr Spaß am Leben kann sich John Wick nicht mehr aufraffen, seit seine schwer kranke Frau gestorben ist. Bis unerwartet Zerstreuung ins Haus flattert: Ein Kurier bringt ihm einen putzigen Beagle-Welpen, begleitet von einem letzten Briefgruß von Helen. Endlich wieder eine Aufgabe, endlich ein Wesen, mit dem der menschenscheue John seine Trauer teilen kann. Leider nicht lange. An einer Tankstelle erregt sein Wagen das Interesse einer russischen Gang. Geile Karre – wie viel? Ist nicht zu verkaufen. Inakzeptable Antwort für den Fuß aufs Gas, Finger auf den Abzug, Faust in die Fresse: Keanu Reeves schert nach Flops wie „47 Ronin“ endlich wieder auf die Überholspur aus. Das Zeug für einen Originalitätspreis hat das geradlinige Actionbrett zwar nicht, trotz weitgehendem Story-Verzicht und Hundertschaften von handelsüblichen Russenverdächtigen weiß der agile, abgeklärt aufspielende „Matrix“-Star dem Blutrausch aber seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Der charismatische Willem Dafoe sorgt als Undurchschaubarkeit vom Dienst für eine Andeutung von erzählerischer Raffinesse, surreale Einfälle wie ein mit Golddukaten bezahltes Cleaner-Team und ein befremdliches Hit- „Hör auf im Weg zu stehen. Gib mir deinen Sohn.“ John Wick Der Held im seltenen Harmlos-Modus – zu erkennen an den fehlenden Leichenbergen arroganten Mafia-Sprössling Iosef. Mitten in der Nacht kreuzt er mit seinen Schlägern in Johns Edelvilla auf, tötet zur Unterstreichung seiner Absichten den Hund, lässt John ordentlich die Visage polieren und macht sich mit dem Wagen aus dem Staub. Das hätte er besser nicht gemacht. Schließlich war John Wick mal der verdammt beste Auftragskiller der Stadt, der für Iosefs Vater Viggo (Michael Nyqvist) die Drecksarbeit erledigt hat – bevor er sich seiner Frau zuliebe zur Ruhe setzte. Nicht aber ohne vorher das gute alte Handwerkszeug unter dem feinen Marmorfußboden einzubunkern. Das ist noch in ebenso tadellosem Zustand wie Johns Muskeln und Reflexe. Zeit, es diesem Jüngling heimzuzahlen! 40 big-picture-magazin.de man-Hotel mit coolem Portier (Lance Reddick aus „Fringe“) verleihen dem exquisit gefilmten Treiben einen Hauch von Comic-Extravaganz. Wer einen Nachschlag will: Ein Sequel ist in Planung! [eb] Fazit: Nonstop-Knochenbrecher-Action mit schlichtem B-Movie-Plot und entrücktem Noir-Look – geradlinig und frei von subtilen Zwischentönen. Die neue Härte deluxe! OT: John Wick, China/CAN/USA 2014 R: Chad Stahelski, David Leitch D: Keanu Reeves, Michael Nyqvist, Alfie Allen FSK: 16 Jahre L: 97 Minuten Anbieter: Studiocanal Ab 4. Juni 2015 auf DVD und Blu-ray Wertung ✪ ✪✪✪✪