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/Thriller
John Wick
Sein Spitzname ist „Babaj“ – „schwarzer Mann“. New Yorks Russenmafia soll am eigenen Leib erfahren, dass Keanu Reeves‘ Action-Alter-Ego den nicht zu Unrecht trägt
M
it seinem Ford Mustang ein paar Rallye-Runden auf dem
alten Flughafengelände drehen – zu mehr Spaß am Leben
kann sich John Wick nicht mehr aufraffen, seit seine
schwer kranke Frau gestorben ist. Bis unerwartet Zerstreuung ins
Haus flattert: Ein Kurier bringt ihm einen putzigen Beagle-Welpen,
begleitet von einem letzten Briefgruß von Helen. Endlich wieder
eine Aufgabe, endlich ein Wesen, mit dem der menschenscheue
John seine Trauer teilen kann. Leider nicht lange. An einer Tankstelle erregt sein Wagen das Interesse einer russischen Gang. Geile Karre – wie viel? Ist nicht zu verkaufen. Inakzeptable Antwort für den
Fuß aufs Gas, Finger auf den Abzug, Faust in die Fresse: Keanu Reeves schert nach Flops wie „47 Ronin“ endlich wieder auf die Überholspur aus. Das Zeug für einen Originalitätspreis hat das geradlinige Actionbrett zwar nicht, trotz weitgehendem Story-Verzicht und
Hundertschaften von handelsüblichen Russenverdächtigen weiß
der agile, abgeklärt aufspielende „Matrix“-Star dem Blutrausch aber
seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Der charismatische Willem
Dafoe sorgt als Undurchschaubarkeit vom Dienst für eine Andeutung von erzählerischer Raffinesse, surreale Einfälle wie ein mit
Golddukaten bezahltes Cleaner-Team und ein befremdliches Hit-
„Hör auf im Weg zu
stehen. Gib mir deinen
Sohn.“ John Wick
Der Held im seltenen Harmlos-Modus – zu
erkennen an den fehlenden Leichenbergen
arroganten Mafia-Sprössling Iosef. Mitten in der Nacht kreuzt er mit
seinen Schlägern in Johns Edelvilla auf, tötet zur Unterstreichung
seiner Absichten den Hund, lässt John ordentlich die Visage polieren und macht sich mit dem Wagen aus dem Staub.
Das hätte er besser nicht gemacht. Schließlich war John Wick mal
der verdammt beste Auftragskiller der Stadt, der für Iosefs Vater
Viggo (Michael Nyqvist) die Drecksarbeit erledigt hat – bevor er
sich seiner Frau zuliebe zur Ruhe setzte. Nicht aber ohne vorher das
gute alte Handwerkszeug unter dem feinen Marmorfußboden einzubunkern. Das ist noch in ebenso tadellosem Zustand wie Johns
Muskeln und Reflexe. Zeit, es diesem Jüngling heimzuzahlen!
40
big-picture-magazin.de
man-Hotel mit coolem Portier (Lance Reddick aus „Fringe“) verleihen dem exquisit gefilmten Treiben einen Hauch von Comic-Extravaganz. Wer einen Nachschlag will: Ein Sequel ist in Planung! [eb]
Fazit: Nonstop-Knochenbrecher-Action mit schlichtem B-Movie-Plot und entrücktem Noir-Look – geradlinig und frei von
subtilen Zwischentönen. Die neue Härte deluxe!
OT: John Wick, China/CAN/USA 2014 R: Chad Stahelski, David Leitch D: Keanu Reeves,
Michael Nyqvist, Alfie Allen FSK: 16 Jahre L: 97 Minuten Anbieter: Studiocanal Ab 4. Juni
2015 auf DVD und Blu-ray
Wertung ✪
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