BIG PICTURE digital 03/2016 | Page 23

Im Internet wimmelt es von Videos waghalsiger Kletterkünstler und Parkourläufer. Wer so etwas auch mal erleben will, ohne Kopf und Kragen zu riskieren, dürfte an diesem Spiel seine Freude haben. V or acht Jahren hauchte „Mirror‘s Edge“ dem First-PersonGenre frischen Wind ein. Anstatt schwer bewaffnet durch Kriegsruinen zu stolpern und wie wild um sich zu ballern, rann, sprang und kletterte Faith – die Heldin des Spiels – leichtfüßig über die Dächer einer glänzenden Metropole. Das Spiel war eine Parkour-Simulation. Die Stadt wurde darin zur Hindernissstrecke, die es zur erkunden und zu meistern galt. Die Neuauflage „Mirror‘s Edge Catalyst“ bleibt den Maximen des Originals treu. Eleganz und Schnelligkeit in der Bewegung triumphieren auch hier über rohe Gewalt. Imposante Hochhaus-Vistas erstrahlen in blendendem Weiß. Alles ist Style. Und alles ist Schein. Denn unter der Oberfläche regiert der Überwachungsstaat. Jeder Bewohner der Stadt Glass, dem Schauplatz des Spiels, trägt einen implementierten GPS-Chip mit sich herum. Das übermächtige Sicherheitsunternehmen KrugerSec kontrolliert alles und jeden und achtet darauf, dass die Bürger nicht von ihrer Bestimmung als obrigkeitstreue Konsumenten abweichen. Faith und eine Gruppe von Untergrundkämpfern wollen dabei nicht länger mitspielen – und setzen alles daran, die Herrschaft von KrugerSec zu sabotieren. So weit, so „Mirror‘s Edge“. Neu ist hingegen, dass die Stadt diesmal als offene Spielwelt daherkommt. Anstatt in vorgesteckten Leveln umherzuklettern, steht es Faith vollkommen frei, Aufträge im Dienste des Widerstands auszuführen oder sich an Geschwindigkeits-Challenges, Botendiensten und anderen Nebenmissionen zu versuchen. Schade ist nur, dass die Herausforderungen einander so sehr gleichen. Der Anreiz, auf die Suche nach Geheimnissen zu gehen, verschwindet schnell, sobald man bemerkt hat, wie wenige es davon zu entdecken gibt. Immerhin kann man eigene Parkour-Strecken austüfteln, an denen sich andere Spieler dann versuchen dürfen. Und das macht Spaß. Denn auch dieses „Mirror‘s Edge“ überzeugt vor allem durch den Rausch der Geschwindigkeit, in den es einen versetzt, und durch das Glücksgefühl, wenn man es schafft, Faith in schwindelerregenden Höhen fehlerlos über klaffende Abgründe sprinten und springen zu lassen. [kla] Fazit: Gelungene Neuauflage eines erfrischenden Spielprinzips. Etwas mehr Innovation hätte aber gut getan Genre: Action USK: 12 Jahre Entwickler: Dice Anbieter: Electronic Arts Bereits für Playstation 4, Xbox One und PC erhältlich Wertung ✪✪✪✪✪ big-picture-magazin.de 23