Home cinema
/Drama
spot
D
ie Geschichte könnte mit einem „es war einmal“ beginnen:
Man schreibt das Jahr 2001. Die Kostenlos-Kultur des Internets und die daraus resultierende Printkrise sind noch kein
Thema und der geneigte Leser bereit, Geld für Informationen und
Nachrichten auszugeben. Weshalb sich die angesehene Tageszeitung
Boston Globe den Luxus eines eigenen Investigativ-Teams leistet,
das mit der gebotenen Sorgfalt brisante Themen recherchiert. Kaum
in seinem neuen Büro angekommen, hat der neue Chefredakteur
Marty Baron (Liev Schreiber) auch schon eine Idee, worauf er seine
„Spotlight“-Spürnasen ansetzen will. Das Quartett um Walter Robinson (Michael Keaton) soll sich den Skandal um den katholischen
Geistlichen John Geoghan vornehmen, der über viele Jahre Kinder
sexuell missbraucht haben soll. Robinson und seine Leute stoßen
16
big-picture-magazin.de
bald auf weitere Fälle und gelangen an Insider-Informationen, die
auf eine gewaltige Dunkelziffer hindeuten. Doch die Recherchen gestalten sich schwierig: Viele Übergriffe sind schon vor langer Zeit
passiert, die Täter wurden von den Kirchenobrigkeiten längst in andere Gemeinden versetzt, die Opfer mit üppigen Geldzuwendungen
mundtot gemacht. Und wenn doch mal vor Gericht verhandelt wurde, dann liegen die Akten mittlerweile unter Verschluss.
Regisseur und Autor Tom McCarthy legt einen Qualitätssprung in
Rekordhöhe hin: Noch 2014 erntete er (zu Recht) Hohn und Spott
für seine Adam-Sandler-Vollkatastrophe „Cobbler“, die hierzulande
unter dem Radar als DVD-Premiere verramscht wurde. Die OscarJury erteilte ihm Ende Februar dann aber mit „Spotlight“ die Absolution und kürte dieses Ensemble-Drama zum besten Film – wohl-