Bezaubernde Zeiten - Reisemagazin von Enchanting Travels 2017 | Page 48

GEHEIMNISVOLLES INDONESIEN

Enchanting-Mitarbeiterin Julia Radtke verfiel gleich bei ihrer ersten Indonesienreise der Mystik und dem vielfältigen Charme des Landes der 17.000 Inseln . Eine Liebeserklärung
Mein Reiseleiter lächelt mich an und schweigt . Wir haben das so miteinander vereinbart , dass ich vorerst gar nichts wissen , sondern einzig die Atmosphäre auf mich wirken lassen möchte . Ich habe auf einer der Stufen Platz genommen und sehe in Richtung Sonnenaufgang . Es hängt noch etwas Nebel im Dickicht der umliegenden Bäume . Das Zirpen der Zikaden untermalt die Mystik , die diesen Ort umgibt . Lediglich das nahe Kichern einiger indonesischer Schulmädchen erinnert mich daran , dass ich diese einzigartige Kulturstätte dann doch nicht ganz für mich alleine habe .
Ich befinde mich am Borobudur unweit von Yogyakarta in Zentraljava , Indonesien . Ich verharre noch einen Moment in Ehrfurcht , bevor ich mit meinem Guide die Treppen wieder hinabschreite und nun seinem besonderen Wissen über diese buddhistische Tempelanlage lausche . Er erklärt mir die Geschichten , die die uralten und filigranen Reliefs der Steinmauern erzählen – sie handeln vom Leben und den Lehren Buddhas . Der pyramidenförmige Tempel ist in seiner Form den umliegenden Bergen nachempfunden und erhebt sich aus einer fruchtbaren Ebene empor . Die oberen Terrassen sind mit mehreren kleineren Stupas gespickt und werden mittig von der großen Hauptstupa gekrönt . Es lohnt sich , auf die vielen Details zu achten , so etwa auf die Buddhafiguren , die sich versteckt innerhalb der Stupas befinden oder harmonisch in die Tempelwände einfügen . Kein Wunder , dass der Tempel 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe deklariert wurde .
Der Besuch des Borobudurs bildete den perfekten Start für meine Reise in das geheimnisvolle Indonesien . Viele Sagen und Mythen ranken sich um den weltgrößten Inselstaat , der sich auf über 17.000 Eilande verteilt . Die Bewohner Indonesiens sind ein sehr religiöses Volk . Es ist vorgeschrieben , dass sich jeder Indonesier entweder zum Christentum , Buddhismus , Hinduismus , Konfuzianismus oder zum Islam bekennt . Jede dieser Weltreligionen hat mit Monumenten ihre Spuren hinterlassen . Nehmen wir zum Beispiel den hinduistischen Prambanan-Tempel , der zu den weiteren Höhepunkten Yogyakartas gehört und mit den drei Haupttempeln die Dreifaltigkeit symbolisiert .
Neben den großen Religionen fühlen sich viele Indonesier aber auch stark mit der Natur verbunden – in einigen abgelegenen Regionen haben die Orte noch ihren eigenen Schamanen . Angesichts der mitunter noch wilden Naturgegebenheiten , der schroffen Felsklippen , des tosenden Meers , des tiefsten Dschungels und der zahlreichen Vulkane ist dies nicht sehr verwunderlich . Vor allem auf Bali ist der Glaube an Götter und Dämonen weit verbreitet . Um diese gnädig zu stimmen , widmen sich vor allem die Mädchen und Frauen dort der Herstellung von Opfergaben . Als Reisende bin ich auch immer eine Besucherin und verspüre tiefe Dankbarkeit , dass ich eine mir so ferne und fremde Kultur kennenlernen darf . Durch die aus einem Blatt gesteckten und farbenfroh bestückten Opferschälchen , die sich weit über die Tempelareale hinaus befinden , nämlich auch einfach am Straßenrand , wurde in mir ein viel größeres Bewusstsein für Religiosität erweckt . Als ich den Stadtpalast in Yogyakarta besuchte ,
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