ATM Prospekt - Info Magazin | Page 82

Gibt es Fälle in Ihrer Praxis, die Sie besonders berühren? Oh ja. Vor ungefähr einem halben Jahr erst der Fall eines Friesen, ein wunderschönes Tier. Er hat Arthrose, und zwei Tierärzte rieten unabhängig voneinander dazu, das Pferd einzuschläfern. Ich hatte erst Bedenken, aber dann erklärte ich mich bereit, mir das Pferd anzuschauen. Es lief wirklich extrem schlecht, hatte große Schmerzen. Und was ist passiert? Vor ein paar Tagen erhielt ich eine E-Mail von seinen Besitzern, die mich eingeladen haben, das Pferd zu besuchen. Ich hatte es mit Blutegel- und Phytotherapie behandelt. Seitdem läuft der Friese wieder sehr gut und ist schmerzfrei. Mittlerweile hat ihn auch der Tierarzt in Augenschein genommen. Er soll sehr überrascht gewesen sein. Gibt es etwas, das Sie angehenden Tierheilpraktikern mit auf den Weg geben möchten? Das ist eine gute Frage. Tierheilpraktikerin ist ein toller Beruf. Mich im Bereich der Naturheilkunde sowohl Tieren als auch Menschen widmen zu können, ist für mich ein echter Traumberuf. Man darf die Ausbildung nicht auf die leichte Schulter nehmen und sollte auch niemals unterschätzen, was die ATM von einem verlangt. Tiere sind keine „Hobbys“ oder „Spielzeuge“, an denen man nach Lust und Laune „herumtherapieren“ kann. 82 Als Tierheilpraktikerin trägt man eine große Verantwortung, ganz gleich, ob man „nur“ das eigene Tier behandelt oder sich eine Praxis aufbaut. Dieser Verantwortung sollte man sich stets bewusst sein – auch im Hinblick auf die Grenzen der Naturheilkunde. Gute Tierheilpraktiker werden gebraucht, genau wie gute Tierphysiotherapeuten, Trainer, Tierärzte und andere. Nicht zuletzt bedürfen unsere Tiere all dieser Professionen, weshalb ich mir wünsche, dass die einzelnen Fachleute künftig noch stärker miteinander kooperieren. Vor allem ergänzen sich Tiermedizin und Tiernaturheilkunde ideal und müssen und sollten einander nicht als Konkurrenten betrachten. Sicher ist der Weg in den Beruf nicht leicht, aber das ist er in keinem Bereich. Jedes Unternehmen braucht Zeit, um sich zu entwickeln und zu etablieren. Da heißt es durchhalten und die Leidenschaft bewahren – dann wird der Job auch zur Berufung. Vielen Dank für das Gespräch!