ATM Prospekt - Info Magazin | Page 76

Naturheilkunde in Zahlen und Fakten Die Naturheilkunde ist auf Erfolgskurs: Vor allem Frauen, die bewusst und gesund leben, wenden sich auch mit ihren Tieren an Heilpraktiker und Co. Naturheilkunde ist zum messbaren Wirtschaftsfaktor aufgestiegen und behauptet sich erfolgreich auch gegen die bisweilen heftigen Angriffe von Kritikern. Manchmal scheint es, als herrsche in der Medizin Krieg. Die gegnerischen Parteien: Kritiker aus den Reihen der Schulmedizin (Allopathie) auf der einen, Verfechter der Naturheilkunde auf der anderen Seite. Die Rollenverteilung scheint klar geregelt. Schreibt doch die Bundestierärztekammer in einer Pressemitteilung vom Juli 2015: „Halbwissen (…) oder eine Behandlung durch Laien kann zu mehr Tierleid führen (…). Dazu zählt sie (Anm.: die Bundestierärztekammer) auch Tierheilpraktiker, Tierpsychologen oder Tierphysiotherapeuten.“ Hinter mal mehr, mal weniger verschlossenen Türen werden Tierheilpraktiker und Tierphysiotherapeuten zuweilen gar als Scharlatane oder Schlimmeres bezeichnet. Zugegeben: Es gibt sie, die mehr als unzulänglich oder gar nicht ausgebildeten Hobby-Therapeuten, die die Bezeichnung Naturheilkundler weder ausfüllen noch verdienen. Die Selbstverständlichkeit aber, mit der die einen und die anderen über einen Kamm geschoren werden, lässt Zweifel an der Seriosität der Kritiker aufkommen. Und an ihrer Kenntnis über naturheilkundliche Therapieansätze. Ein Beispiel, das sich an vorderster Front im Kreuzfeuer befindet: 76 die Homöopathie und mit ihr die Homöopathen. Sie gehört wie Akupunktur und Chirotherapie zu den als komplementär oder alternativ bezeichneten Heilmethoden, international als CAM (Complementary and Alternative Medicine) bekannt. Obwohl mit schöner Regelmäßigkeit und teils unlauteren Mitteln auf sie geschossen wird, erfreut sich die Naturheilkunde wachsender Beliebtheit. 2014 betrug der Anteil freiverkäuflicher homöopathischer und pflanzlicher Arzneimittel nach Angaben des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller 30 Prozent des Gesamtumsatzes, Tendenz steigend – deutlicher, als dies bei den synthetischen Mitteln der Fall war (1,8 gegenüber 1,2 Prozent). 2015 wurde die Naturheilkunde gar „geadelt“ durch die Verleihung des Nobelpreises für Physiologie und Medizin an die Chinesin You You Tu. Es war die Anerkennung ihrer Verdienste um die Malaria-Bekämpfung auf Basis der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), zu der neben der Akupunktur auch die chinesische Phytotherapie gehört. Nach einer Untersuchung des Institutes für Demoskopie Allensbach (IfD Allensbach) im Jahr 2010 stieg die Zahl der Menschen, die naturheilkundliche Mittel anwenden, seit den 1980er Jahren von rund 52 Prozent auf gut 72 Prozent. In einer 2004 publizierten repräsentativen Umfrage von Dr. Ursula Härtel waren es 62,3 Prozent der Bevölkerung, die sich in den vorausgehenden 12 Monaten einer alternativmedizinischen Behandlung unterzogen hatten. Das Institut TNS-Emnid kam 2013 zu ähnlichen Ergebnissen. Zwar gibt es größere statistische Erhebungen zum Thema nach unserem Wissen nur für die Humanmedizin. Aber es ist davon auszugehen, dass Tierbesitzer, die für sich selbst komplementären Therapiemethoden gegenüber offen sind, dies auch für ihre Tieren in Anspruch nehmen würden. Dabei sind auch hier insbesondere Frauen offen für medizinische Alternativen. Fasst man die AllensbachBefragung zusammen, finden Naturheilmittel besonderen Zuspruch bei Frauen ab 30, mit mittlerem bis gutem Einkommen, die eher der politischen Mitte angehören. Aus der Allensbach-Befragung zur Anwendung von Naturheilmitteln von 2010 (siehe Diagramm) ging hervor, dass nur ein vergleichsweise geringer Prozentsatz in der Bevölkerung an der Wirksamkeit natürlicher Heilmittel zweifelt.