Naturheilkunde
in Zahlen und Fakten
Die Naturheilkunde ist auf Erfolgskurs: Vor allem Frauen, die bewusst und gesund
leben, wenden sich auch mit ihren Tieren an Heilpraktiker und Co. Naturheilkunde
ist zum messbaren Wirtschaftsfaktor aufgestiegen und behauptet sich erfolgreich
auch gegen die bisweilen heftigen Angriffe von Kritikern.
Manchmal scheint es, als herrsche in
der Medizin Krieg. Die gegnerischen
Parteien: Kritiker aus den Reihen der
Schulmedizin (Allopathie) auf der einen,
Verfechter der Naturheilkunde auf der
anderen Seite. Die Rollenverteilung
scheint klar geregelt. Schreibt doch die
Bundestierärztekammer in einer Pressemitteilung vom Juli 2015:
„Halbwissen (…) oder eine Behandlung
durch Laien kann zu mehr Tierleid
führen (…). Dazu zählt sie (Anm.: die
Bundestierärztekammer) auch Tierheilpraktiker, Tierpsychologen oder
Tierphysiotherapeuten.“
Hinter mal mehr, mal weniger verschlossenen Türen werden Tierheilpraktiker
und Tierphysiotherapeuten zuweilen
gar als Scharlatane oder Schlimmeres
bezeichnet. Zugegeben: Es gibt sie, die
mehr als unzulänglich oder gar nicht
ausgebildeten Hobby-Therapeuten, die
die Bezeichnung Naturheilkundler weder
ausfüllen noch verdienen.
Die Selbstverständlichkeit aber, mit der
die einen und die anderen über einen
Kamm geschoren werden, lässt Zweifel
an der Seriosität der Kritiker aufkommen.
Und an ihrer Kenntnis über naturheilkundliche Therapieansätze. Ein Beispiel,
das sich an vorderster Front im Kreuzfeuer befindet:
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die Homöopathie und mit ihr die
Homöopathen. Sie gehört wie Akupunktur und Chirotherapie zu den als
komplementär oder alternativ bezeichneten Heilmethoden, international als
CAM (Complementary and Alternative
Medicine) bekannt.
Obwohl mit schöner Regelmäßigkeit
und teils unlauteren Mitteln auf sie
geschossen wird, erfreut sich die
Naturheilkunde wachsender Beliebtheit.
2014 betrug der Anteil freiverkäuflicher
homöopathischer und pflanzlicher Arzneimittel nach Angaben des Bundesverbandes der Arzneimittelhersteller 30
Prozent des Gesamtumsatzes, Tendenz
steigend – deutlicher, als dies bei den
synthetischen Mitteln der Fall war (1,8
gegenüber 1,2 Prozent).
2015 wurde die Naturheilkunde gar
„geadelt“ durch die Verleihung des
Nobelpreises für Physiologie und
Medizin an die Chinesin You You Tu.
Es war die Anerkennung ihrer Verdienste um die Malaria-Bekämpfung auf
Basis der Traditionellen Chinesischen
Medizin (TCM), zu der neben der Akupunktur auch die chinesische Phytotherapie gehört.
Nach einer Untersuchung des Institutes für Demoskopie Allensbach (IfD
Allensbach) im Jahr 2010 stieg die Zahl
der Menschen, die naturheilkundliche
Mittel anwenden, seit den 1980er Jahren von rund 52 Prozent auf gut
72 Prozent.
In einer 2004 publizierten repräsentativen Umfrage von Dr. Ursula Härtel
waren es 62,3 Prozent der Bevölkerung,
die sich in den vorausgehenden 12
Monaten einer alternativmedizinischen
Behandlung unterzogen hatten. Das
Institut TNS-Emnid kam 2013 zu ähnlichen Ergebnissen.
Zwar gibt es größere statistische
Erhebungen zum Thema nach unserem
Wissen nur für die Humanmedizin.
Aber es ist davon auszugehen, dass
Tierbesitzer, die für sich selbst komplementären Therapiemethoden gegenüber offen sind, dies auch für ihre
Tieren in Anspruch nehmen würden.
Dabei sind auch hier insbesondere
Frauen offen für medizinische Alternativen. Fasst man die AllensbachBefragung zusammen, finden Naturheilmittel besonderen Zuspruch bei
Frauen ab 30, mit mittlerem bis gutem
Einkommen, die eher der politischen
Mitte angehören.
Aus der Allensbach-Befragung zur
Anwendung von Naturheilmitteln von
2010 (siehe Diagramm) ging hervor,
dass nur ein vergleichsweise geringer
Prozentsatz in der Bevölkerung an
der Wirksamkeit natürlicher Heilmittel
zweifelt.