+3 Magazin April 2016 | Page 5

+1 Tim Weitzel, Professor für Wirtschaftsinformatik, Universität Bamberg Entkoppeltes Arbeiten Der ideale Job vor zehn Jahren bot ein hohes Gehalt, eine interessante Tätigkeit und Arbeitsplatzsicherheit. Das ist immer noch wichtig, wird heute aber häufig einfach vorausgesetzt. Was gute von idealen Jobs unterscheidet sind nun „moderne“ Arbeitsmodelle mit flexiblen Arbeitszeiten und -orten für bessere Work-Life-Balance. Nicht zuletzt, um Mitarbeiter aus stark umworbenen Zielgruppen wie Wirtschaftsinformatikern gewinnen zu können, bieten inzwischen viele Firmen flexiblere Arbeitsmodelle an. Die Vorteile sind offensichtlich und gehen vom Entfallen von Pendelzeit bei Home-Office bis zu erhöhter Eigenverantwortung. Doch Unternehmen und Mitarbeiter lernen derzeit auch, dass es Grenzen gibt. Das Verschwimmen von Beruf und Freizeit oder sinkende Karrierechancen gehören dazu. Manche Mitarbeiter im Home-Office klagen auch darüber, jede Woche einige Stunden zusätzlich arbeiten zu müssen, um dem allgegenwärtigen Urlaubsverdacht entgegenzuwirken: „Home Office is no office“. Und die Kollegen im Büro klagen analog über Mehrarbeit durch das Home-Office anderer. Es gibt auch inhaltliche Hürden, da sich nicht alle Jobs für räumlich und zeitlich entkoppeltes Arbeiten eignen. Hier sind in den nächsten Jahren spannende Einsichten aus Forschung und Praxis zu erwarten. Wem wirklich Work-Life-Balance durch Home-Office am wichtigsten ist, sollte bis dahin statt als Fußballprofi oder Pilot vielleicht eher im Call-Center arbeiten. Rita Leusch, Leserin Zweite Chance Mein Job ist ideal. Warum? Weil ich mich mit Anfang 40 noch einmal beruflich verändert habe und mich im Vorfeld gefragt habe, wie ich arbeiten will, in welchem Umfang und Umfeld, auch welche Werte ich bei meinem neuen Arbeitgeber antreffen will. Sind mir ein bestimmtes Gehalt und ein Titel wichtig, oder sind es eher die persönlichen Freiheiten in Kombination mit einem überragenden Team, was mich gerne zur Arbeit gehen lässt? Sich diese Fragen am Anfang einer beruflichen Laufbahn, aber auch von Zeit zu Zeit immer mal wieder selber zu stellen und ehrlich zu beantworten, lohnt sich. Mit diesem Wissen kann man 5 Michael Ensser, Personalberater Der ideale Job? Spontan stellen sich mir eine Reihe von Fragen: Was treibt mich an? Wofür brenne ich? Wie kann ich etwas Sinnvolles leisten? Menschen, die Antworten auf diese Fragen gefunden haben, strahlen nicht selten eine Zufriedenheit und Zuversicht aus, die motiviert. Eröffnet sich die Möglichkeit für einen Einstieg oder Neuanfang, steht jeder vor einer simplen Klärung: Passt das? Es ist ratsam, dabei nicht nur kühlen Kopf zu bewahren, sondern auch auf Herz und Bauch zu hören. Kann ich meine Fähigkeiten und Erfahrungen einsetzen? Reizt mich die Aufgabe und gibt sie mir die Chance, mich zu entwickeln? Sprechen mich Unternehmenskultur und Umfeld an? Welchen Eindruck machen Kolleginnen und Kollegen auf mich und kann ich mir vorstellen, mit der neuen Chefin oder dem neuen Chef zusammenzuarbeiten? Die Antworten erfordern Mut. Mut, zu sich selbst, seinen Motiven und Motivationen zu stehen. Mut, Warnsignale, die erfahrungsgemäß sehr früh zutage treten, zu hören und ihnen nachzugehen. Schließlich Mut, eine kluge Abwägung vorzuneh