+3 Magazin April 2016 | Page 18

+3 18 › Holger Münch, Präsident Bundeskriminalamt Im digitalen Nebel Die zunehmende Digitalisierung unseres Alltags stellt die Strafverfolgungsbehörden vor große Herausforderungen. Auch Straftäter nutzen die damit einhergehenden Möglichkeiten der Kryptierung und Anonymisierung. „Going dark“ etabliert sich als geflügelter Begriff für die wachsende Lücke zwischen Strafverfolgungsauftrag und tatsächlich auswertbaren Inhalten, wie die Kommunikation von Beschuldigten. Diese Lücke und ihre Dimension zeigt eine 2013 durchgeführte Untersuchung von Überwachungsmaßnahmen: In rund 85 Prozent der Gespräche wurden bereits damals Verschlüsselungsinstrumente genutzt. Eine Auswertung der Gesprächsinhalte nach be- wie entlastenden Inhalten war daher nicht möglich. Eine Entwicklung, die wir uns angesichts der aktuellen Bedrohung durch den islamistischen Terrorismus und andere Kriminalitätsphänomene nicht leis- Marco Welster, Leser Gelegenheit macht Diebe Immer wieder hören wir von DatenSkandalen: Nacktfotos von Prominenten werden ins Netz gestellt, Nutzer einer Seitensprungagentur gehackt und eine Liste der Namen veröffentlicht oder riesige Datenmengen abgeschöpft. Es ist eben für Kriminelle viel gewinnbringender, mit Daten Geld zu machen, als Fort Knox überfallen zu wollen. Geld macht eben viele schwach, auch wenn es sich um hochintelligente Menschen handelt, die auch eine große berufliche Karriere vor sich hätten. So werden Daten nie ganz sicher sein. Katja Böblinger, Leserin Digitale Immigranten Inzwischen enthält ein Smartphone diskretere Informationen als ein Tagebuch: Liebesgeflüster in gespeicherten SMS, unvorteilhafte oder private Fotos, aber auch vertrauliche Geschäftsmails. Im Gegensatz zum Tagebuch schließen wir es jedoch nicht weg, wir verstauen es im Mantel an der Kneipengarderobe, lassen es im Taxi liegen oder geben es unserem Vierjährigen zum I-Tunesschauen. In unserem Alltag ist durch die Verbreitung der Smartphones der Umgang mit vertraulichen Informationen völlig aus dem Ruder gelaufen. Es ist sicherlich das Gerät, wo Daten am wenigsten sicher sind – weil wir damit nicht umzugehen gelernt haben. ten können. Wir haben unsere Bevölkerung vor Gefahren zu schützen und müssen mit den Instrumenten der Täter Schritt halten können. Die von uns entwickelte Software zur sogenannten Quellen-TKÜ ist hierbei ein Baustein. Sie bietet die Möglichkeit, Kommunikation zu erfassen, bevor sie verschlüsselt wird oder nachdem sie entschlüsselt wurde. Sorgen vor einer flächendeckenden anlasslosen Überwachung sind unbegründet. Die Software erfüllt alle verfassungsrechtlichen Vorgaben und darf ausschließlich in Fällen schwerster Kriminalität und auf Grundlage einer richterlichen Anordnung eingesetzt werden. Anke Schneider, Leserin Nicht einmal die analogen Daten in meinem Notizbuch sind sicher: Darauf ist mir gerade die Wasserflasche ausgelaufen und man kann nichts mehr lesen. Martin Kassler, Leser Geht’s auch ohne Passwort? Daten werden sicherer, wenn sie mit einem Passwort geschützt sind. Allerdings stellt der Umgang mit den Passwörtern ein Problem dar. Wenn man verschiedene Passwörter hat, kann man sie sich nicht merken. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn man den Zettel verliert, auf dem sie stehen – ein Klassiker. Die andere Alternative ist, immer das gleiche zu nehmen. Aber dann kann man es auch fast ganz lassen, denn es gibt Plattformen, auf denen man schnell an die Passwörter kommt und dann hat der Hacker gleich alle Passwörter. Am absurdesten finde ich aber, wenn ganz Vorsichtige ein zwei Seiten langes Passwort einrichten. Die Wahrscheinlichkeit, dass man sich hier vertippt und alles verflucht, scheint mir doch recht hoch. Ich würde mir eine komfortable Lösung für den Normalbürger wünschen, wie man Daten alternativ zu einem Passwort sicher schützen kann. Anke Domscheit-Berg, Publizistin, Aktivistin und Unternehmerin Sicherheit kontra Freiheit Wie in Paris stellte sich auch nach den Attentaten in Brüssel heraus, dass es im Vorfeld konkrete Warnungen und Verdachtsmomente gab. Kommunikationspannen sind daher Mitschuld daran, dass diese Terroranschläge viele Menschenleben kosteten. Aber warum ist trotzdem stets die Forderung Nummer Eins der Politik nach jedem Anschlag ein Ausbau von Massenüberwachung? Terrorabwehr war auch eine Begründung für die Vorratsdatenspeicherung, dabei hatte Frankreich sie schon lange und gebracht hat sie nichts. Bisher wurde noch nirgendwo ein Terroranschlag durch anlasslose Massenüberwachung verhindert. Warum trotzdem die gesamte Bevölkerung immer noch umfangreicher überwacht werden soll, ist für mich daher die EineMillion-Euro-Frage, auf die ich keine Marion E., Leserin Langsam glaube ich wirklich, es gibt Menschen, die eine Anti-Daten-Aura haben. Bei ihnen verschwinden Daten auf rätselhafteste Weise. Wenn man mit diesen Personen zusammenarbeiten muss, empfiehlt es sich immer, alle Daten noch einmal als Kopie so zu sichern, dass sie keinen Zugriff darauf haben. Sonst war wieder ein Arbeitstag umsonst. Ihr Name, Leser Was ist Ihre Meinung? Schreiben Sie uns Ihre Antwort und vielleicht erscheinen Sie im nächsten Heft. erträgliche Antwort finde. Denn alle Unschuldigen zu überwachen kostet nicht nur Millionen Euro, die für gute Polizeiarbeit fehlen, es kostet auch unsere Freiheit. Denn wer überwacht wird, ist nicht frei. Dies galt nie mehr als jetzt, wo leichter als je zuvor Unmengen an Daten über uns, unsere Beziehungen, Kommunikationen und unser Verhalten gesammelt werden können. Menschen, über die man viele Informationen hat, sind potenziell manipulierbar und erpressbar. Wissen sie davon, leben sie mit einer Schere im Kopf. Deshalb opfert, wer immer im Namen der Sicherheit umfangreiche Freiheitsrechte aufgibt, die Grundpfeiler der Demokratie und hat schon damit den Kampf gegen den Terror verloren. Anke Hassler, Leserin Besser in die Cloud Dadurch, dass externe Festplatten und Cloud-Lösungen immer günstiger werden, steigt aus meiner Sicht auch die Sicherheit, dass Daten nicht verloren gehen oder gestohlen werden. Gerade in kleineren Unternehmen kam es noch vor zehn oder fünfzehn Jahren häufiger vor, dass man durch einen unbedarften Klick plötzlich statt einem Datensatz alle Datensätze gelöscht hat. Auch konnten alle Mitarbeiter nicht nur relativ schnell Daten löschen, sie konnten die Datenbank auch unkompliziert kopieren, wenn sie das Unternehmen verließen. Als es noch keine Clouds gab, haben sich die Mitarbeiter kleiner Firmen im Home-Office einfach die Datenbank auf den Laptop, meist ihren privaten, gespielt, um zu arbeiten – heute undenkbar. Zwar kamen Hacker nicht zwangsläufig besser an die Daten, aber die Mitarbeiter hatten schon legal die Daten auf ihrem Rechner und konnten diese bei einem Wechsel zur Konkurrenz mitnehmen. Unter der Hand hörte man auch öfter die Frage bei Einstellungsgesprächen, ob man Daten mitbringen würde. So gesehen sind Daten erst einmal wesentlich sicherer als früher, wenn alle eingeloggten Mitarbeiten in der Cloud auf sie zugreifen können, aber niemand sie überspielen kann. Dies ist eine gesponserte Antwort, also eine Anzeige Daniel Model, Senior Manager Sales Engineering Europe, Acronis Germany GmbH Gerüstet für den Notfall Die Gründe, warum Daten verloren gehen können, scheinen endlos: Benutzerfehler, Hardware-Ausfälle, Sicherheitsverletzungen und Viren, Geräteverlust oder -diebstahl, Software-Fehler, Datenlecks sowie Probleme durch Hard- und Software-Updates und -Upgrades. Gegen alle hilft aber eine hybride Data-Protection-Strategie. Hier werden sowohl eine lokale Kopie der Daten zur schnellen Wiederherstellung als auch eine Kopie in einem externen Rechenzentrum für den Desasterfall verfügbar gemacht. Aber ist es egal, wo die Daten liegen? Das Safe-Harbor-Abkommen wurde durch ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs 2015 aufgehoben, weil die Datenschutzgesetze der USA nicht konform mit den EU-Standards sind. Rechenzentren in Europa bieten hingegen diesen Datenschutz. Unser Schweizer Unternehmen betreibt Rechenzentren in Frankfurt, Strasbourg und London, um hier einen hohen Sicherheitsstandard bieten zu können. Es gibt aber auch eine weitere Möglichkeit, die Daten entsprechend zu sichern. Firmen können eine eigene, private Cloud aufbauen und den Mitarbeitern darüber Daten und IT-Ressourcen sowie Anwendungen zur Verfügung stellen. Hier hat das Unternehmen die volle Kontrolle über Ressourcen und Daten. Doch für beide Lösungen zählt: Wer Zugriff auf oder Einsicht in unternehmens- oder personenbezogene gespeicherte Daten verhindern will, der kommt um eine Verschlüsselung nicht herum. Nur das allein kann Datenschutz und -sicherheit gewährleisten.